LESERINNENBRIEFE
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Hexe ist kein Kompliment

■ betr.: „Eine Geburt hat etwas Mystisches“, taz vom 22. 6. 13

Ich begann meine Lektüre mit Spannung, die sich dann in Empörung und zum Ende in Entsetzen und Scham verwandelte. Hier wird ein Berufsverständnis aufgezeigt, von welchem ich mich als Hebamme mit 20-jähriger Berufserfahrung in der klinischen und außerklinischen Geburtshilfe deutlich distanzieren muss.

Frauen haben einen riesigen Bedarf an guter Geburtshilfe. Dies hat die Kollegin ganz richtig erkannt. Dieser Bedarf wird sich jedoch nicht mit esoterischen Hebammen, die es als Kompliment empfinden, als Hexe bezeichnet zu werden, decken lassen. Geburt hat etwas Mystisches. Auch da gebe ich ihr recht. Eine gute handwerkliche Geburtshilfe von Hebammen hat jedoch nichts mit Mystik, Esoterik und dem Glauben, „dass es machbar ist“, zu tun. Hier muss ganz deutlich unterschieden werden!

Gute Geburtshilfe von Hebammen erkennt man an der Fähigkeit der Hebamme, selbstständig mit ihren Händen und ihrem Verstand die geburtshilfliche Situation erfassen zu können und im Bedarfsfall korrigierend einzugreifen. Von diesem Berufsverständnis ausgehend sind es dann die Frauen und Familien, die dankbar sein können, eine Hebamme zu haben.

Hebammen sind nicht alle esoterisch! Es gibt Hebammen, die auf Grund ihrer Fachlichkeit sehr gute Arbeit leisten, in den meisten Fällen arztunabhängig und in einem außerklinischen Kontext. Mit ihrem handwerklichen Können und Fachwissen empfinden diese Hebammen es auch nicht als Kompliment, als Hexe bezeichnet zu werden, weil sie wissen, dass da nichts Gutes nachkommen kann. Die Neuzeit ist in Bezug auf die Hebammen und die Vernichtung von Hebammen und Hebammenkunst noch nicht vorbei. Hebammen und Hebammenkunst sind immer noch und noch nie so stark wie gegenwärtig in Gefahr.

Die Hebamme sollte Geburt auf der Grundlage von Wissen verstehen können, um darüber hinaus auch die Spiritualität und Mystik von Geburt zu begreifen. HELLA JONAS,

Hebamme, Nordwestuckermark

FDP mit grünem Anstrich

■ betr.: „Protest gegen Zeitarbeit: Die Grünen in der Verantwortung“, taz vom 26. 6. 13

An diesem konkreten Beispiel zeigt sich, wie viel sich verändert hat, seit die Grünen gemeinsam mit der SPD in Regierungsverantwortung das Hartz-Gesetz auf den Weg gebracht haben: nämlich gar nichts.

Man kann sich daher gut vorstellen, wie sich die Grünen verhalten würden, wenn sie wieder (mit der SPD) in die Regierungsverantwortung kämen: Vermutlich keinen Deut besser als in der Vergangenheit. Die Grünen waren bei Beschluss des Hartz-IV-Gesetzes neoliberal ausgerichtet und sind es bis heute. Sie sind nichts anderes als eine FDP mit grünem Anstrich. Wer möchte, dass sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt zugunsten der Arbeitnehmer durch entsprechende Regulierung etwas entscheidendes verbessert, ist daher gut beraten, nicht die Grünen zu wählen. GRÜN GEHT GAR NICHT, taz.de

Moralisches Erbe

■ betr.: „Protest gegen Zeitarbeit: Die Grünen in der Verantwortung“, taz vom 26. 6. 13

Bei den ganzen Berichten und Diskussionen über Leih- und Zeitarbeit, prekäre Beschäftigung und Werkverträge wird oft übersehen, dass die doch so tollen Grünen da schön mitgestimmt haben. Es ist auch ihr moralisches Erbe und nicht nur die Akademikerliga in Vorstadtvillen. Die Grünen verstehen es, bei diesen und anderen Themen, sich unsichtbar zu machen. Deutlich muss darauf hingewiesen werden, wie unter Schröder all dieser Unfug von Hartz IV, Deregulierung des Finanzmarkts, Zulassung von Hedgefonds usw. gestartet wurde. Immer mit Zustimmung der Grünen. RATTE, taz.de

Was für ein Held

■ betr.: „Wichtiger als der eigene Spaß“, taz.de vom 23. 6. 13

Was für ein Held! Und wie traurig, dass kein einziger der anderen Passagiere mit ihm aufgestanden ist! Ich wünsche mir nur, dass ich, sollte ich einmal in derselben Situation sein, auch den Mut haben werde, für Recht und Gerechtigkeit aufzustehen.

Wer ihn als „Querulant“ bezeichnet – nun, solchen Trollen kann man nur wünschen, selbst mal das Leben als Flüchtling kennenzulernen. Dass es „Mitmenschen“ gibt, die nichts dabei finden, einen Mann wieder in ein „sicheres“ Drittland abzuschieben, in dem er so misshandelt wurde, dass er davon taub wurde, ist einfach grauenhaft.

EVA, taz.de

Das ist Zivilcourage

■ betr.: „Wichtiger als der eigene Spaß“, taz.de vom 23. 6. 13

Toll, das ist Zivilcourage, die auch von unseren Politikern immer wieder eingefordert wird – aber hier droht für selbige Strafe. Da kann ich mich für dieses Land nur schämen. Herr Sarrazin, Sie haben meine Hochachtung und ich wünsche Ihnen noch ganz viele schöne Wochenenden mit Ihrer Freundin. DRANO58, taz.de

Menschlichkeit bewiesen

■ betr.: „Wichtiger als der eigene Spaß“, taz.de vom 23. 6. 13

Da hat jemand sehr viel Menschlichkeit bewiesen, tolle Aktion, das sollte Schule machen. Eigentlich ist es ganz einfach, die unmenschliche Abschiebepraxis in Deutschland zu stoppen: Aufstehen reicht!

Die ewigen Nörgler kommen hoffentlich nie selbst in eine Situation, in der sie Hilfe brauchen. DENIS, taz.de