Osnabrück ist Fip

Sobald Dauer-Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip die Amtskette abgelegt hat, wird er schon zum Ehrenbürger

Er schaut immer so aus, als wäre er gerade frisch einem niederländischen Altmeister-Gemälde entstiegen – einem David Teniers oder besser noch: Einem Pieter Brueghel. Erst recht, wenn er die Amtskette trägt und ein wenig bauernschlau grient: Hans-Jürgen Fip ist seit 1991 Oberbürgermeister von Osnabrück. Bis 1997 ehren-, seither hauptamtlich: „der Sozialdemokrat Fip“ referierte dpa damals, habe „im ersten Wahlgang überraschend die erforderliche absolute Mehrheit erreicht“. Im Herbst endet die Amtszeit – und die Ära. Fip tritt nicht mehr an.

Das wäre so ungewöhnlich nicht – schließlich wurden 1997 in ganz Niedersachsen die Bürgermeister inthronisiert, und etliche haben nach acht Jahren genug. Aber wer von denen wird, sobald er nicht mehr OB ist, gleich Ehrenbürger? Na eben. Fip nämlich schon. Der Stadtrat hat das so entschieden.

Fip habe sich „ganz hervorragende Verdienste“ um die Profilierung als Friedensstadt erworben, zititert die „Neue Osnabrücker“ den Beschluss. Der fiel einstimmig. Und das, obwohl dem 65-Jährigen, der seit 1972 im Stadtrat saß, durchaus auch patriarchalische Züge zugeschrieben werden. „Das ist ein politisches Amt“, sagt Fip, und dass es da zu Kontroversen komme, gehöre halt zur politischen Kultur. Dass er mehr als die Hälfte seiner Amtszeit ein anderes Parteibuch als die Ratsmehrheit hatte – Schwamm drüber. Okay: „Es hat mehr Abstimmungsbedarf gegeben“, räumt er ein. 2001 hatten CDU und FDP mit der kritischen Anmerkung gepunktet, dass es „kein rot-grünes Programm, sondern nur Fip“ gebe, einen neuen Ratsvorsitzenden bestimmt und wohl auch versucht, die Oberbürgermeisterkompetenzen einzudämmen. Die Attacken haben jedoch mit der Zeit an Schärfe verloren, kommen eher vom Ex-Koalitionspartner und eine andere kommunalpolitische Linie zu erkennen, fällt fünf Jahre später weiterhin schwer: Osnabrück ist immer noch Fip. Was den Ehrungsbeschluss nur nachvollziehbar macht.

Happy End in der Friedensstadt also, trotz Karman-Krise, Haushalts-Desaster und Buga-Querelen: Die Bundesgartenschau 2015 soll nach Fips Plänen an der Hase stattfinden. Die Nachfolge-Kandidaten sind sich dessen nicht so sicher – zumal sein Parteifreund Boris Pistorius hat sich skeptisch geäußert. Im Wahlkampf wird er das Thema wohl lieber ruhen lassen. Und Fip? Äußert sich zu der Frage mittlerweile so wenig dezidiert wie nur möglich: Der künftige Amtsinhaber „wäre gut beraten“, sagt er, „die Frage der endgültigen Option bis 2008 offen zu lassen.“ bes