Theatertarife weiter unklar

ver.di hält den zugesicherten Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen für Bluff und fühlt sich „provoziert“

Bremen taz ■ Der seit Oktober 2005 verhandelte Notlagentarifvertrag für das Theater steht auf der Kippe. Nachdem die Dezember-Termine von den Arbeitgebern abgesagt worden waren, brach jetzt die Gewerkschaft die Gespräche schon am ersten Tag ihrer Wiederaufnahme ab. Begründung: Die Vorschläge des Kommunalen Arbeitgeberverbandes (KAV) seien „eine reine Provokation“, wie ver.di-Tarifkoordinator Onno Danneberg erklärte. Es könne nicht sein, „dass nahezu ausschließlich die Arbeitnehmer bluten müssen“.

Nach Ansicht Dannenbergs fehlt der angekündigte Beitrag der Stadt. Die Erhöhung des Eigenkapitals um eine Million Euro sei angesichts der anstehenden Kürzungen viel zu wenig. Das von der neuen Theatergeschäftsführung erarbeitete „Konsolidierungskonzept“ geht von einem bis zur Spielzeit 07/08 um über zwei Millionen Euro gesenkten Zuschuss aus.

Zudem sieht es die Schließung von „Concordia“ und Brauhauskeller vor, was jährlich 212.000 Euro sparen soll. Gleichzeitig werden die Vorschläge von „PricewaterhouseCooper“ zur Spielplangestaltung mit einem Plus von jährlich 538.000 Euro verbucht – beispielsweise soll verstärkter „En-suite“-Betrieb die Umbaukosten mindern.

Den weitaus größten Brocken machen jedoch die angepeilten Personaleinsparungen aus. Der Vorschlag listet Kürzungen bei Urlaub und Altersvorsorge auf, hinter dem Posten „100% Verzicht auf Sonderzahlungen 2005“ steht das Wörtchen ’ff.’ – auch für die anderen Einsparungen gilt, dass sie bis 2012 gerechnet sind. Bisherige Notlagentarifverträge haben nach Auskunft der Gewerkschaft eine maximale Laufzeit von drei Jahren.

Für Finanzstaatsrat Henning Lühr, der der KAV vorsitzt, ist der Verhandlungsabbruch trotzdem lediglich „ein erster Theaterdonner“. Betriebsbedingte Kündigungen seien bereits ausgeschlossen worden, was wiederum für Dannenberg wiederum „schlicht Unsinn“ ist. Dass Kündigungen geplant seien, zeige das Zahlenwerk: Die Einsparungen durch Nicht-Wiederbesetzung werden dort zusätzlich zu den Effekten aufgeführt, die aus der Erhöhung der Wochenarbeitszeit resultieren.

Henning Bleyl