Schneller Spätberufener

Nach dem Kombinationssieg hofft Ted Ligety auf liquiden Ersatz für „Mom and Dad“

TURIN taz ■ Es hätte nicht viel schlimmer kommen können für die Österreicher. Ausgerechnet ein Amerikaner hat die Gunst des Scheiterns des Top-Favoriten auf den Sieg in der alpinen Kombination genutzt. Ein Athlet jener Nation also, die vor diesen Olympischen Spielen mit der großspurigen Ankündigung, in Turin die Besten der Welt werden zu wollen, die rotweißrote Skimacht ziemlich gereizt hat. Und nun baumelt die Goldmedaille um den Hals von Ted Ligety und nicht um den von Benjamin Raich, der am Dienstagabend auf dem Weg zum Sieg eingefädelt hatte.

Ligety ist zwar ein guter Slalomläufer, hatte zuvor aber noch nie ein Weltcuprennen gewonnen und war bisher auch den Beweis schuldig geblieben, ein guter Allrounder zu sein. Sein bestes Resultat in den Superkombinationen dieses Winters waren zwei zehnte Plätze. Der Olympiasieg, sagte der 21-Jährige deshalb, „ist etwas, das ich nie und nimmer erwartet habe“. Raich dagegen hat drei der vier Kombinationswettbewerbe der Saison gewonnen. Ligety wuchs in Park City auf, dort, wo bei den Winterspielen vor vier Jahren die alpinen Skiwettbewerbe stattfanden. Damals hatte er auch seinen ersten olympischen Auftritt, als Vorläufer.

Er begann zwar mit zwei Jahren mit dem Skifahren und bestreitet Rennen, seitdem er elf ist, aber dennoch gehört er eher zu den Spätberufenen. Erst mit 18 Jahren stieg er in den Perspektivkader auf. „Ich war nicht der Beste da draußen“, gibt Ligety zu. Aber schnell legte er sich einen sehr verwegenen Fahrstil zu, der dem von Bode Miller ähnelt. „Ich habe noch nie einen Skifahrer mit so einem schnellen Schwung gesehen“, sagt sein Coach Mike Morin. Mittlerweile könnte sich sein Vorbild Miller sogar etwas von Ligety abschauen, denn der fällt im Gegensatz zu dem Doppelweltmeister von 2005 kaum einmal aus.

Im vergangenen Dezember in Beaver Creek landete Ligety im Slalom zum ersten Mal auf dem Podest, es folgten zwei weitere Top-drei-Resultate. In Sölden fiel der junge Mann aus Utah mit einer ungewöhnlichen Sponsoren-Aufschrift auf. „Mom und Dad“ stand da auf der Stirn. „Ohne sie wäre ich nicht das geworden, was ich heute bin“, sagt Ligety. Die Eltern waren bisher seine größten Geldgeber. Das könnte sich nach dem Olympiasieg ändern.

ELISABETH SCHLAMMERL