Minderjährige schuften für die Computerindustrie

CHINA Die Zulieferer von Apple und anderen IT-Firmen verletzen vielfach die Rechte der Beschäftigten

Kunden sollen erkennen, unter welchen Bedingungen Rechner produziert werden

Berlin taz | Apple-Chef Steve Jobs hatte Besserung gelobt. Weil eine Zeitung vor rund vier Jahren unmenschliche Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von iPods in China beschrieben hatte, legt das Unternehmen seit 2007 jedes Jahr einen Rechenschaftsbericht dazu vor. Jetzt musste man einräumen: Die Zustände bei chinesischen Zulieferern sind noch immer katastrophal. Doch Apple ist damit nicht allein.

Laut dem aktuellen Bericht beuten einige von Apples chinesischen Zulieferern ihre Angestellten systematisch aus. In fast zwei Drittel aller Fertigungsstätten wurde im vergangenen Jahr die zulässige wöchentliche Arbeitszeit um mehr als 50 Prozent überschritten. Fast die Hälfte der Betriebe zahlte weniger als das von Apple vorgeschriebene Gehalt. In einigen Fällen arbeiteten unter diesen Bedingungen Jugendliche, die jünger als 16 Jahre waren.

Schon 2008 veröffentlichte die von der EU unterstützte Kampagne „Make IT fair“ einen ähnlichen Bericht über vier Elektronikfabriken im chinesischen Guangdong: Weder für Sicherheit noch Gesundheit der Arbeiter war ausreichend gesorgt, stattdessen mussten sie lange arbeiten und wurden schlecht bezahlt; auch ausufernde Überstunden waren keine Seltenheit. Die Firmen lieferten unter anderem an Nokia und Motorola.

Im vergangenen Jahr belegte eine „Make IT fair“-Studie, dass viele IT-Unternehmen Rohstoffe wie Kobalt, Koltanerz und Zinn ausschließlich unter finanziellen Gesichtspunkten fördern lassen. Nur allmählich würden einzelne Hersteller wie HP oder Samsung auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen, so das Ergebnis.

„Die immer günstigeren Preise für Geräte einer vernetzten Welt dürfen nicht auf Kosten der Arbeiterinnen in den Entwicklungsländern gehen“, sagt Cornelia Heydenreich, Deutschland-Koordinatorin von „Make IT fair“. Sandra Dusch Silva von der Christlichen Initiative Romero fordert deshalb mehr Transparenz bei IT-Produkten: „Der Kunde sollte herausfinden können, welchen Einfluss die Produktion auf die dortige Umwelt und die betroffenen Menschen hat.“

THOMAS SCHMID