Einbruch am Berg

Österreichs Kombi-Nordische gewinnen durch eine starke Laufleistung die Goldmedaille vorm deutschen Quartett

TURIN dpa ■ Die Flucht nach vorn hat sich für die deutschen Kombinierer nicht ausgezahlt. Als die Österreicher im Ziel den ersten Mannschafts-Olympiasieg feierte, stand dem DSV-Quartett die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Statt der sicher geglaubten Goldmedaille gab es nur Silber.

Auch ein Vorsprung nach der Hälfte des Rennens von 47 Sekunden reichte Björn Kircheisen, Georg Hettich, Ronny Ackermann und Jens Gaiser am Donnerstag nicht, um erstmals nach 1988 wieder zum Olympia-Triumph zu kommen. Wie bei den letzten drei Großereignissen musste sich das Quartett mit dem zweiten Platz begnügen. „Wir hatten Gold vor Augen. Wir wollten gewinnen und haben wieder einmal Silber“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch.

„Wir haben mit Gold geliebäugelt und daher die Flucht nach vorn angetreten“, sagte Olympiasieger Hettich die fehlgeschlagene Taktik, die besten Läufer an den Anfang der 4 x 5-km-Staffel zu stellen. „Ich denke, die Taktik ist voll aufgegangen. Die Österreicher waren einfach besser“, behauptete Hermann Weinbuch dennoch. Er hatte schon zuvor falsch gelegen, als er den laufstarken Sebastian Haseney durch den in der Loipe schwächeren, aber auf der Schanze besseren Gaiser ersetzte.

Weinbuchs taktische Maßnahmen gingen nur bis zum letzten Anstieg auf, als Gaiser dem Österreicher Mario Stecher nicht mehr folgen konnte. „Als er angegriffen hat, habe ich es nicht mehr gepackt“, entschuldigte sich Gaiser.

Völlig entkräftet schleppte er sich 15,3 Sekunden hinter dem Sieger ins Ziel und rettete 11,5 Sekunden vor Finnland zumindest den zweiten Platz. „Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Über Silber können sich alle freuen, auch wenn die Ausgangsposition sehr gut war“, meinte Doppel-Weltmeister Ackermann. Mit dieser Meinung stand der Thüringer zunächst allein. „Ich wollte Gold gewinnen und nicht wieder Silber“, sagte Kircheisen. Und Sprungtrainer Andreas Bauer gab zu: „Wenn Gold greifbar nah ist, möchte man es natürlich auch holen.“

In der Fortsetzung des am Vortag abgebrochenen Springens von der Großschanze hatte das deutsche Quartett am frühen Morgen seine Führung behauptet und damit seine Ambitionen auf den ersten Olympiasieg seit 18 Jahren unterstrichen. „Wir haben das Springen gegen den Top-Favoriten Österreich gewonnen, das hat es in den vergangenen Jahren kaum gegeben“, sagte Sprungtrainer Bauer.

„So eine gute Ausgangsposition hatten wir noch nie, seit ich dabei bin“, sagte Hettich. Entsprechend stellte Weinbuch nach Rücksprache mit seinen Schützlingen die Staffel auf.