Intershop ist Börsenverlierer Nummer eins

Die Aktie des Ex-Börsenstars verlor in fünf Jahren 99,7 Prozent an Wert und führt die Liste der Kapitalvernichter an

BERLIN afp ■ Das Jenaer Software-Unternehmen Intershop ist Aktionärsschützern zufolge Deutschlands größter Kapitalvernichter: Wer vor fünf Jahren Intershop-Aktien für 10.000 Euro orderte, hatte Ende 2005 nur noch knapp 27 Euro übrig, erklärte Ulrich Hocker gestern. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz stellte gestern die aktuelle DSW-Rangliste der 50 größten Kapitalvernichter unter den deutschen Aktiengesellschaften vor. Mit der Liste will die DSW, so Hocker, „Problemfälle unter den Aktiengesellschaften herausfiltern“. Als Empfehlung sei sie aber nicht gedacht.

Auf Platz zwei liegt der Chipbroker CE-Consumer Electronic: Wer hier einstieg, behielt von seinen 10.000 Euro nach fünf Jahren gerade mal 206 Euro. Den dritten Platz belegte der kriselnde Beteiligungskonzern WCM als Erster von insgesamt vier S-DAX-Werten in der aktuellen Liste. Der Wert der WCM-Anteilscheine sank bei einem Einsatz von 10.000 Euro innerhalb von fünf Jahren auf 352 Euro. Auf Platz vier folgt mit Plambeck ein Windkraftunternehmen.

Als einziges Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex (DAX) landete die Infineon AG in der aktuellen Liste – und zwar auf Platz 47. Mit 8,14 Euro liegt der aktuelle Börsenkurs weit entfernt vom einstigen Höchststand von 92,50 Euro.

Darüber hinaus sind mit dem Elektronikhändler Medion auf Platz 15 und dem Finanzdienstleister MLP auf Platz 48 zwei M-DAX-Unternehmen vertreten. Außerdem enthält die Liste vier TecDAX-Werte, nämlich den Halbleiterproduzenten Aixtron auf Platz 15, den Wirkstoffforscher Evotec auf Rang 35, den Elektronik-Spezialisten Epcos als 41. und die Biotechnologie-Firma Medigene als Nummer 44. Für die Rangliste analysierten die Aktionärsschützer die Kursentwicklung der Unternehmen ohne Dividenden und Sonderzahlungen über einen Zeitraum von einem, drei und fünf Jahren. Als Konsequenz aus den Zahlen forderte DSW-Chef Hocker Verbesserungen beim Anlegerschutz und hier besonders bei der Haftung bei Fehlern von Vorständen: „Anleger haben in Deutschland selbst dann kaum eine Chance auf Schadenersatz, wenn die Fehlinformation direkt vom Unternehmensvorstand kommt“, so Hocker. Wer falsch informiere, müsse haftbar gemacht werden können.

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