Stellenabbau kommt teuer

Erst wenn die „Restrukturierung“ von Mercedes und Smart abgeschlossen ist, kann der Konzern wieder richtig Gewinn machen

AUS SINDELFINGEN KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Bilanzpressekonferenz des deutsch-US-amerikanischen Automobilkonzerns DaimlerChrysler gestern in Sindelfingen bei Stuttgart und erstmals mit Dieter Zetsche in der Rolle des Vorstandsvorsitzenden. Mercedes und Smart down; Chrysler obenauf. Das war die wichtigste Botschaft. Und wohl auch deshalb fiel der Dank von Zetsche, der in Personalunion auch Leiter der Mercedes Car Group ist, an seinen im letzten Jahr überraschend zurückgetretenen Vorgänger Jürgen Schrempp denkbar knapp aus: „Danke“. Schrempp hatte Mercedes in die Krise geführt: Rückrufaktionen ruinierten zeitweise den Ruf der Luxuskarosse.

An der Aufarbeitung der jüngeren Firmengeschichte bestand kein Interesse. Und auch ganz aktuelle Fragen, wie etwa die nach dem Tempo des Arbeitsplatzabbaus bei Mercedes, blockte Zetsche knapp ab: „Wir haben nicht vor, darüber im Wochenrhythmus zu berichten.“

Keine Aussage ist allerdings auch eine. 5.000 Stellen wurden bereits 2005 gestrichen, 3.500 Arbeiter und Angestellte sollen in diesem Jahr gehen, doch diese haben offenbar nicht mehr ganz so große Lust, ihren Kollegen mit einer Abfindung in diverse Beschäftigungsgesellschaften zu folgen. Der Personalabbau stockt. Das Beispiel Opel – in Rüsselsheim musste sich gut die Hälfte der beschäftigungslos aus den Beschäftigungsgesellschaften Ausgeschiedenen arbeitslos melden – wirkt abschreckend. Zugleich ist der Stellenabbau für das negative Ergebnis von Mercedes entscheidend: 2005 wurden dafür 570 Millionen ausgegeben.

Dabei will Zetsche über die bereits vereinbarte Streichung von insgesamt 8.500 Stellen im Rahmen des Restrukturierungsprogramms „Core“ hinaus bis 2008 weitere 6.000 Arbeitsplätze abbauen, vor allem in der neu zu ordnenden Verwaltung. Die EDV- und die Rechtsabteilung wurden bereits von Stuttgart in die USA zu Chrysler verlegt.

Dort brummt der Laden von Chrysler-Boss Thomas W. LaSorda. Denn während Mercedes 2005 einen operativen Verlust von 505 Millionen Euro erwirtschafte, vermeldete Chrysler einen operativen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro. Chrysler reagierte ganz offenbar schneller als die andern beiden US-Autogiganten General Motors und Ford auf die veränderten Rahmenbedingungen.

So werden spritsparende Motoren schon seit 2004 eingebaut. Auch bei Geländewagen bietet Chrysler eine Dieselvariante an. Und mit dem guten alten „Doge“ reüssiert die Marke auf dem heiß umkämpften Markt für Offroader. Patriotische Zeiten in den USA führten zu patriotischen Autonamen: „Patriot“ heißt einer der Wagen, „Commander“ ein anderer. Ob es auch daran liegt, dass Chrysler seinen Umsatz 2005 um 4 Prozent auf 2,3 Millionen Fahrzeuge steigern konnte? Die aus den USA angereisten Kollegen zeigten sich davon überzeugt. Im ersten Quartal 2006 jedenfalls geht die Hausse weiter, während General Motors und Ford in die größte Krise ihrer Geschichte schliddern.

Den Verlust bei Mercedes und Smart mit aufgefangen hat die Sparte Nutzfahrzeuge mit einem operativen Gewinn von über 2 Milliarden Euro, nach 1,3 Milliarden 2004. Insgesamt erwirtschaftete der Konzern einen Gewinn von 5,2 Milliarden Euro. Das sind rund 600 Millionen Euro weniger als 2004. Zetsche: „Beim Ergebnis sind wir noch nicht da, wo wir hinwollen.“

Zur Zukunft des Verlustbringers Smart, der einen Umsatzrückgang von 18 Prozent erlitt, wollte sich Zetsche nicht konkret äußern. Man warte ab, wie das dem Smart verordnete Restrukturierungsprogramm greife. Aktionäre fordern schon heute den Verkauf von Smart.

Die Zukunft des Konzerns sieht Zetsche rosig. Schließlich verteuerte sich die Aktie von DaimlerChrysler schon beim Amtsantritt des schnauzbärtigen Machers um gleich einmal ein Drittel. So richtig losgehen mit der „kontinuierlichen Steigerung des operativen Gewinns“ wird es allerdings erst 2007 nach den kostenintensiven Restrukturierungsprogrammen von Mercedes und Smart. Zudem soll dann das „neue Managementmodell“ greifen. Zetsches Stichworte: „schneller, schlanker, flexibler und effizienter“. Jetzt zittern bei DaimlerChrysler die Manager in den Chefetagen.