KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER RAZZIEN
: Mehr Transparenz, bitte!

Eine Razzia ist eine Polizeimaßnahme, an der sich schnell Kritik entzündet. Dass es im Falle der Razzia in der Helenenstraße, bei der am 3. Februar 14 Frauen festgenommen wurden, so lange gedauert hat, bis sich im politischen Raum etwas regt ist aber verständlich: Die konzertierte Aktion galt als Schlag gegen Zwangsprostitution, eins der unerträglichsten Verbrechen überhaupt. Gegen dessen Verfolgung kann niemand etwas haben.

Umso schlimmer aber, wenn vier Wochen nach der Razzia festgestellt werden muss: Hier stimmt etwas nicht. Die Äußerung stammt von der migrationspolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Sirvan Çakiçi. Und sie besagt, angesichts der allgemeinen Ächtung des mutmaßlichen Delikts: Dass hier sehr viel nicht stimmt. Es fängt damit an, dass die mutmaßlichen Opfer festgenommen wurden – seltsam. Es geht damit weiter, dass alle Festgenommenen weiblich sind: Von einer „deutlichen Dominanz weiblicher Tatverdächtiger“ hatte das Bundeskriminalamt Anfang Februar gesprochen. Aber wo bleiben dann die Ermittlungen? Und würden die nicht erheblich dadurch erschwert, dass die ja dann doch zu belangenden Frauen abgeschoben werden?

Das Innenressort muss Licht in den Vorgang bringen. Denn niemand will glauben, dass es nur darum ging, ein paar Frauen abzuschieben – und das Schlagwort Zwangsprostitution nur dazu diente, die Kritik zu dämpfen. Bloß ist das bislang die plausibelste Deutung.