„Man braucht weniger Öl“

VORTRAG Biologieprofessor erläutert in der Ökologiestation die Vorzüge des Klimawandels

■ ist Professor für Biologie, lehrt an der Jacobs University und lebt in Finnland

taz: Herr Meyer-Rochow, wieso ist der Winter so kalt, wenn es eine Klimaerwärmung gibt?

Victor Benno Meyer-Rochow: Eigentlich ist gerade dieser kalte Winter ein großartiges Beispiel für die Erwärmung.

Wieso das denn?

Weil das ein durchschnittlicher Winter war. Wir sind nur in den letzten Jahren von den wärmeren Temperaturen sehr verwöhnt worden.

Und wie wirkt sich dieser Winter jetzt aus?

Der verzögert die Erwärmung. Einige Tiere haben sich die Erwärmung zu Nutze gemacht und sich auch in früher kälteren Gebieten angesiedelt. Der Winter wirft diese Ausbreitung natürlich zurück.

Ist der Klimawandel hier trotzdem „hautnah zu beobachten“?

Ja. Die Temperaturen der Nordsee sind gestiegen, und die Gletscher, auch in den Alpen, schmelzen ab. Deshalb wird auch der Salzgehalt in den Meeren geringer.

Was erwartet uns denn noch alles?

Naja, es ist ja nicht alles schlecht. Wie meinen Sie das denn?

Man braucht weniger Heizöl und Energie, wenn es wärmer ist. Außerdem dauert die Wachstumsphase der Pflanzen dadurch in einigen Ländern, zum Beispiel in Finnland, länger. Es wird wegen der stärkeren Verdunstung auch mehr regnen. Das bringt viele Vorteile für die Landwirtschaft. Und wenn man mit dem Schiff durch die Nordostpassage in der Arktis fahren könnte, wäre das ein großer Vorteil für den Welthandel.

Wollen Sie damit sagen, dass der Klimawandel gar nicht so schlimm ist?

Einige Länder, zum Beispiel Bangladesch, sind in großen Schwierigkeiten. Überall muss man sich auf wärmere Sommer und längere Trockenperioden einstellen. Der Klimawandel ist eine Sache der richtigen Vorbereitung.

Dann sind also alle Klimaschutz-Bemühungen Panikmache?

Natürlich sollten wir darauf achten, das Klima nicht noch weiter zu verändern. Die Folgen sind schließlich nicht überschaubar.

INTERVIEW: ELENA ZELLE

Vortrag: „Klimawandel hautnah erleben“, 19 Uhr, Ökologiestation, Am Gütpohl 11