Bürger zahlen Treck

Der Abfallentsorger des Ruhrgebiets, die AGR, verklappt 4.000 Laster voll Müll nach Tschechien

ESSEN taz ■ Der kommunale Abfallkonzern AGR will Müll aus dem Ruhrgebiet nach Tschechien schaffen. Zwei entsprechende Anträge einer Tochterfirma seien bereits von der Bezirksregierung Münster genehmigt worden, bestätigte eine Behörden-Sprecherin gegenüber der taz.

Es geht um 80.000 Tonnen Restmüll, der in der Nähe von Prag verklappt werden soll. Diese Menge entspricht etwa 4.000 Lasterladungen oder der Kapazität einer mittleren Müllverbrennungsanlage. Die Kosten für die Transporte tragen zum größten Teil die Bürger über ihre Müllgebühren. Mit ähnlich umfassenden Abfalltransfers war bislang nur der Schmiergeldmeister Helmut Trienekens aufgefallen. Der hatte Dreck aus Neapel nach Oberhausen geschafft.

Mit dem Tschechien-Treck will die kommunale Gesellschaft offenbar ihre Anlagen in Gladbeck und Herten entlasten. Offiziell wollte sich die Firma „zu einem laufenden Verfahren“ nicht äußern. Nur soviel teilte ein Sprecher mit: „Die AGR sucht Lösungen für die momentanen Entsorgungsengpässe.“

Die AGR gehört zu 100 Prozent dem Regionalverband Ruhr, einem Zusammenschluss aller Städte im Ruhrgebiet. Die Firma soll sich um den Müll zwischen Duisburg und Dortmund kümmern. Doch davon ist der Konzern weit entfernt. Er hält Beteiligungen in den neuen Bundesländern, transportiert Müll von Sachsen nach Bremerhaven und engagiert sich im Geschäft mit der Medienarbeit. Die weit gefächerten Interessen bringen Konzern in Schwierigkeiten. Geplante Müllverbrennungsanlagen im Ruhrgebiet und in Sachsen-Anhalt sind noch nicht finanziert. Die beabsichtigte Errichtung eines Zwischenlagers in Gelsenkirchen droht zu scheitern. Selbst eine Bilanz wurde entgegen den gesetzlichen Bestimmungen bis jetzt nicht vorgelegt. DAT