Studis lassen mit sich reden

UNIREFORM Hochschulrektoren und Kultusminister treffen Studierende, um zu diskutieren, wie der Bachelor studierbarer wird. Doch ändern an ihren Plänen wollen sie nichts mehr

„Einige denken, Gespräche mit der Politik lohnen sich nicht“

CHRISTIAN DÖRING, STREIKBÜNDNIS

VON LUKAS DUBRO
UND ANNA LEHMANN

Die Studierenden werden derzeit umworben. Am Mittwoch haben sich die Kultusminister und Vertreter der Hochschulrektorenkonferenz zu einer nichtöffentlichen Fachtagung mit ihnen in Berlin getroffen. Hochschulpolitiker und Minister wollten wissen, was einen Studiengang nicht studierbar macht und wie man die Missstände beheben könnte. Im Mai werden die Studierenden bei Annette Schavan erwartet. Der Haken: Die Politik hat längst entschieden, wie die Bachelor- und Masterstudiengänge reformiert werden sollen.

Zu verschult, zu starr, zu viel Stoff – das sind die wichtigsten Kritikpunkte an den Bachelor- und Masterstudiengängen. Sie ersetzen im Zuge des sogenannten Bologna-Prozesses die bisherigen Diplom- und Magisterstudiengänge. Seit dem Sommersemester 2009 protestieren Studierende gegen die Bologna-Reform.

Doch was die Kultusminister im Februar beschlossen haben, deckt sich mit den Anliegen der Studierenden kaum. In den Regelungen darüber, wie Studiengänge auszusehen haben, wird lediglich die Zahl der Prüfungen pro Semester auf sechs begrenzt und die vorgeschriebene wöchentliche Arbeitsbelastung um 5 Stunden gesenkt.

Der hochschulpolitische Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Andreas Keller, sieht keine Spielräume für Veränderungen mehr. „Die Messen sind gesungen, bei den Tagungen geht es nur noch darum, ein Publikum zu haben“, sagt er.

„Wir wollen mit den Studierenden im Gespräch bleiben“, dämpfte auch ein Sprecher der KMK bereits im Vorfeld der Fachkonferenz die Erwartungen. Die Studierendenschaft zeigte sich entsprechend skeptisch. „Wir warten ab“, sagte Erkan Ertan, Sprecher der Hochschulgruppe der Jusos. Die Jusos wollen sich bei den Gesprächen für eine klare Korrektur des Bologna-Prozesses einsetzen und für den Rechtsanspruch auf einen Masterplatz. „Bei uns gibt es auch die Meinung, dass sich Gespräche mit der Politik nicht lohnen“, meinte Christian Döring vom Bildungsstreikbündnis. Die geplante Bafög-Erhöhung könne die Missverhältnisse im Bildungssystem nicht ändern. Die Forderung nach freiem Zugang zum Masterstudium bleibt in den Beschlüssen der Kultusminister aber ebenso unerfüllt wie der Verzicht auf Studiengebühren.

Dabei sind finanzielle Schwierigkeiten einer der wichtigsten Gründe dafür, auf ein Studium zu verzichten. Das zeigt die noch unveröffentlichte Studie des Hochschulinformationszentrums HIS über Studienberechtigte. Jeder Vierte verzichtet auf ein Studium. 69 Prozent geben Studiengebühren als Grund dafür an, 63 Prozent befürchten, sich für ein Studium verschulden zu müssen.