KUNST UND GELD
: Manni schreibt Nullen

Copy and Paste, so als soziales Strahlen

Biene hatte Manni und Holger am Moritzplatz rausgeschmissen. In die Arscheskälte. Wenn sich die beiden Schreihälse die Köpfe einschlagen wollten, sollten sie das man draußen tun. Beim Autofahren war Biene eben Chef. Am Heinrichplatz angekommen, waren Manni und Holger so außer Atem, dass eisige Stille herrschte und das kurze Verschnaufen vor dem ehemaligen Café Jenseits wie ein Memento mori wirkte.

Keine Ware, keine Originale, kein Cashflow. Verwertungslogik, Edition, Signatur, Nummerierung, Super-Dispositive, Alu Dibond, erweiterter Skulpturbegriff, Doppelplexi, bürgerliche Kunstgeschichte im Tresor, alles Scheiße, textete Holger los, als sie dann bei Wiener Schnitzel und Tafelspitz im Jolesch saßen. Aura der Kunst geht anders, sagte er. Wie denn, Klugscheißer, dachte Manni und traktierte sein Schnitzel. Holger sah an die rustikale Decke und pulte mit den Fingern zwischen den nagelneuen Jacketkronen von Doktor Marwan: Creative Commons, sagte er, Copy and Paste, eher so als soziales, historisches Strahlen, sagte er und rülpste.

Also heiße Luft, die Yves-Klein-Nummer, dachte Manni. Er kaute mit aller Gründlichkeit, dass die Zähne knirschten. Nachdem er mit dem Stiegl nachgespült hatte, zog er in aller Ruhe den Taschenrechner raus, schrieb ein paar Zahlenkolonnen auf den Bierfilz und schob ihn Holger über den Tisch. Holger blieb das Fleisch im Hals stecken, als er die vielen Nullen sah. Manni verzog keine Miene. Kannst dir Zeit lassen damit bis nächsten Monat, sagte er. Und das hier, er zeigte auf die Teller und Gläser vor sich, geht selbstverständlich auf mich. Unter Partnern, logisch. Holger sagte kein Wort mehr.

Irre, was ein Spaziergang bewirkt, dachte Biene, wie sie die beiden vorm Lokal wieder einlud. Und Manni sagte grinsend: Das Schnitzel ist seinen Preis jedenfalls wert. SASCHA JOSUWEIT