Duisburg schlägt zu

Der MSV Duisburg spielt in Leverkusen schwach, verliert aber nur knapp. Kopfnuss bringt die Wende

LEVERKUSEN taz ■ Im Kabinengang bat Marino Biliskov vergeblich um Milde. „Ich bin doch kein Klopper, so was passiert mir sonst nie“, sagte der Abwehrchef des MSV Duisburg mit flehender Stimme. Die Absolution wollte ihm aber keiner erteilen. Weder sein Leverkusener Gegenspieler Tranquillo Barnetta, der „eine klare Kopfnuss“ bemerkte, noch die Teamkameraden.

„Es kann nicht sein, dass wir uns auf diese Art selbst schädigen“, maulte MSV-Torwart und Kapitän Georg Koch. Trainer Jürgen Kohler bewertete Biliskovs Aussetzer sogar als „für die Niederlage entscheidende Schlüsselszene, die nicht zu entschuldigen ist“. Mit 2:3 (1:2) verlor Duisburg sein Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen. Mehr wäre wohl drin gewesen, hätte Biliskov in der 77. Minute nicht die Rote Karte für seine Ausführung des „Duisburger Grußes“ gesehen. So nennen die MSV-Anhänger schmerzhafte Kopfnüsse. Ex-Trainer Norbert Meier kam damit vor zwei Monaten bundesweit in die Schlagzeilen. Meier wurde daraufhin vom DFB-Sportgericht für drei Monate gesperrt und vom MSV entlassen. Biliskov, der in dieser Saison erst eine Gelbe Karte sah, dürfte ebenfalls länger pausieren. Leverkusens Dimitar Berbatov nutzte jedenfalls kurz darauf den Freiraum in der Duisburger Defensive zum entscheidenden 3:2-Siegtreffer (85.).

An der Gerechtigkeit dieses Resultats gab es keinen Zweifel. Weil Fußball aber nicht immer gerecht ist, war der Erfolg für Leverkusen eher schmeichelhaft. Ähnlich wie eine Woche zuvor die Fußballer von Schalke 04, die Bayer mit 7:4 bezwangen, begann diesmal das Team von Michael Skibbe dynamisch. Paul Freier (7.) und Barnetta (9.) erzielten zwei schnelle Tore. Leverkusen schien gewillt, den Duisburgern eine ähnliche Demütigung zukommen zu lassen, wie man sie selbst zuvor auf Schalke erlitten hatte.

Aber die BayArena schon lange kein Ort mehr für Fußballfeste. Gegen die Duisburger Abwehr, die wegen ihrer schon peinlich anmutenden Defizite diese Bezeichnung nicht verdient hatte, agierte Leverkusen zu schlampig im Abschluss. Skibbe wollte zwar „ein tolles Match meiner Mannschaft“ gesehen haben, doch beweist diese Einschätzung eher die geschrumpften Ansprüche des einstigen Vorzeigevereins.

„Bayer tat uns den Gefallen, uns nicht abzuschießen“, meinte Koch. Dem MSV reichten zwei Möglichkeiten, die Klemen Lavric zum Ausgleich nutzte (42./65.). Weil Mihai Tararache danach freistehend über das Tor schoss, vergab der Abstiegskandidat sogar einen möglichen Sieg. „In der ersten Halbzeit gingen wir nicht in die Zweikämpfe, später wurden wir besser und hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt“, meinte Kohler. Sein Kapitän wurde schon deutlicher: „Wir haben uns durch eigene Dummheit geschlagen.“ Es ist halt die Vita eines Kellerkindes, die der MSV inne hat. Überlegen geführte Partien werden nicht gewonnen. Glückliche Punktgewinne bleiben ebenfalls aus.

Vor derlei Befindlichkeiten glaubt sich Leverkusen erholt. „Wir haben uns endgültig vom Ende der Tabelle weggespielt und jetzt die Möglichkeit nach oben zu schauen“, urteilte Skibbe, der sein Team nach dem 4:7-Desaster auf vier Positionen änderte. Unter anderem durfte der einst suspendierte ehemalige Nationalspieler Jens Nowotny ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss erstmals wieder in die Startformation. „Das war ein kleiner Schritt“, sagte Nowotny, der bezüglich eines Stammplatzes „keinen unter Druck setzen wolle.“ Bei Tararaches MSV-Großchance war auch Nowotny desorientiert. „Wir hätten das Match auch verlieren können, ohne zu verstehen, wie das geschehen konnte“, sagte Skibbe später. ROLAND LEROI