schotten im whiskynebel der geschichte von RALF SOTSCHECK
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Vielleicht liegt es an der hohen Luftfeuchtigkeit, vielleicht wirkt auch die Verschrobenheit der südlichen Nachbarn ansteckend. In Sachen Skurrilität müssen sich die Schotten jedenfalls nicht vor den Engländern verstecken. Atlantis sei in Wirklichkeit die Ostküste Schottlands gewesen, schrieb ein Comyns Beaumont im 19. Jahrhundert. Im Jahr 584 vor unserer Zeitrechnung sei ein Stück Norwegens abgebrochen und habe einen Tsunami ausgelöst.

Dieser Tsunami sei übrigens mit Noahs Sintflut identisch, meint Beaumont und liefert auch den Beweis: Im Nahen Osten gab es zu dieser Zeit gar keine Überschwemmung. Die Söhne Adams seien danach gen Osten gewandert. Dorthin gingen zur gleichen Zeit auch die Menschen von den Färöern, deren Name von „Faragh“, also „Häuptling“ abstammt. Sie landeten in Ägypten und wurden Pharaonen.

Weil Atlantis Schottland ist, so folgert Beaumont, muss Edinburgh Jerusalem sein. Warum sonst hätten die Römer ein Regiment aus dem nordenglischen York schicken sollen, um den jüdischen Aufstand zu bekämpfen? Das hatte nur Sinn, wenn Jerusalem gleich um die Ecke lag. Als die Juden wieder revoltierten, gab Hadrian den Befehl, sie zu töten und ihre Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Hadrians Nachfolger Konstantin benötigte später aus politischen Gründen ein Jerusalem und ließ es in Palästina wieder aufbauen.

Beaumont fand auch heraus, dass Pontius Pilatus Schotte war. Seine Mutter stammte aus Fortingall in Perthshire und hatte sich mit einem römischen Besatzungssoldaten eingelassen. Der gemeinsame Sohn, Pontius MacPilatus, kreuzigte später Jesus, kehrte nach Fortingall zurück und starb. Was sonst sollen die Initialen „PP“ auf einem historischen Grabstein auf dem Friedhof in Fortingall bedeuten?

Nach diesen Informationen überrascht es kaum noch, dass auch Jesus in Schottland war. In der Bibel gibt es eine merkwürdige Lücke in seiner Biografie. Bisher nahm man an, dass Jesus als Prophet Isa nach Indien gereist sei. In Wirklichkeit, so schrieb der Bibliothekar des Britischen Museums, Henry Jenner, sei Isa eine Insel in den Inneren Hebriden, gleich neben Skye. Jesu Vorfahren waren keltisch-hebräischen Ursprungs, und Jesus wollte herausfinden, wie es in der Heimat seiner Ahnen aussah, so vermutet Jenner. Jesu Ehefrau Maria Magdalena floh nach der Kreuzigung aus Palästina nach Schottland, wo sie sein Kind zur Welt brachte. Das erklärt laut Jenner, warum zahlreiche schottische Kirchen mit dem Bild einer hochschwangeren Maria Magdalena verziert sind.

Vielleicht ist aber auch das Nationalgetränk, der Whisky, an allem schuld. Offenbar glauben die Schotten die Mythen, die sie selbst in die Welt gesetzt haben. Das Schottland-Ministerium hat 1986 wochenlang beraten, wie man das Loch-Ness-Monster vor Wilderern schützen kann. Das kam jetzt heraus, weil die Sperrfrist für Regierungsdokumente abgelaufen ist. Das Fischereiministerium merkte an, Nessie sei weder Lachs noch Süßwasserfisch und deshalb nicht gesetzlich geschützt. Die Lösung lieferte das schottische Entwicklungsministerium: Da Nessie vom Aussterben bedroht sei, gelte das Tierschutzgesetz von 1981 für das Monster. Darauf einen Scotch.