KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER PROTEST GEGEN DIE FDP
: Früchte des Zorns

Verbale Reaktionen würden die Hassbotschaften der FDP-Chefs doch nur legitimieren

Geentert worden ist am Freitag das Bremer FDP-Haus – zu Recht. Auch, wenn so etwas immer mit die Falschen trifft: Die Mitarbeiterin etwa, die dem Besetzungstrupp Einlass gewährt hat, verdient Mitleid. Wahrscheinlich schlottern ihr noch immer die Knie. Und was kann sie für die Hassbotschaften, die der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle aus Berlin und sein Bremer Pendant Oliver Möllenstädt in die Welt pusten?

Jener Möllenstädt behauptet seit dem 1. Dezember 2009 unausgesetzt: Erhöhe man die Hartz-IV-Regelsätze, um empfängnisverhütende Mittel finanzierbar zu machen, dann würden „die Empfängerinnen“ das Geld nur „in den nächsten Schnapsladen tragen“ und nicht etwa „in Familienplanung investieren“. Er hat dann so getan, als entschuldige er sich. War aber gelogen: Online hält er die Beschimpfung aufrecht.

Auf einen derart menschenverachtenden Diskurs gibt es keine angemessene verbale Reaktion – sie würde immer nur nachträglich die Hassbotschaften als „Anstoß für eine notwendige Debatte“ legitimieren. Gerade wenn die FDP sich als Partei des verantwortungsbewussten Unternehmertums verstehen will, muss sie die Schmähungen einstellen: Denn vor dem Sturm, den sie entfesseln, können die Chefs sich vielleicht in Deckung bringen – ihre Mitarbeiter aber erreicht er ganz bestimmt.

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