„Eine Telenovela drehen ist nicht wie Kuchenbacken“

Tanja Wedhorn, die Hauptdarstellerin von Deutschlands erster Telenovela ’Bianca – Wege zum Glück’ ist froh, in Deutschland Pionierarbeit im Herz-Schmerz-Segment geleistet zu haben. Wegen der Telenovela-Schwemme hält sie neue Produktionen wie das Niedersachsen-Epos ’Rote Rosen’ für riskant

taz: Warum müssen Telenovelas immer so flach sein?

Tanja Wedhorn: Jetzt aber mal halblang! Bloss weil Sie etwas flach finden, muss das noch lang nicht für Millionen andere Zuschauer gelten.

Derzeit gibt es fast eine Schmand-Schwemme auf Markt. Kann die ARD mit ihrer Niedersachsen-Telenovela überhaupt einen Blumentopf gewinnen?

Der Wunsch nach Geschichten, die zu Herzen gehen und von der Realität ablenken, besteht, glaube ich, weiter. Wenn man sich anschaut, wie sich die Sender zur Zeit ein Rennen um neue Telenovelas liefern, bin ich aber echt froh, dass wir mit ’Bianca’ Pionierarbeit geleistet haben und deswegen auf uns noch nicht so sehr der Quotendruck lastete. Immerhin haben wir im Durchschnitt etwa 24, 25 Prozent eingefahren, zum Schluss sogar 29 Prozent Marktanteil. Daran wurden die Nachfolger ’Julia’, ’Tessa’, ’Sturm der Liebe’ oder ’Verliebt in Berlin’ gemessen. Genauso dürfte es ’Rote Rosen’ gehen.

Was macht denn eine erfolgreiche Telenovela aus?

Eine Telenovela zu drehen ist nicht wie Kuchenbacken: Man nehme einen hübschen Hauptdarsteller, eine verzweifelte Heldin, ein schönes Schloss und die Leute schalten ein – so funktioniert Fernsehen nicht. Es ist immer ein Risiko. Zum Beispiel hätte ich gedacht, dass ’Sophie– Braut wider Willen’, die historische ARD-Telenovela mit Yvonne Catterfield, besser ankommt.

Ist Petra, die Hauptperson der Niedersachsen-Telenovela, mit Mitte 40 nicht schon viel zu alt?

Sie ist zwar 15 Jahre älter als der Durchschnitt der bisherigen „Heldinnen“, aber das ist keine Frage des Alters, sondern, ob Petra eine gute Identifikationsperson abgibt oder nicht. Wenn die Hauptfigur nicht so jung ist, ergeben sich auch ganz andere Erzählperspektiven.

Ist es wichtig, wo gedreht wird?

Ja. Von unseren täglich 42 Minuten Sendezeit haben wir rund 30 im Studio in Babelsberg und 12 im Schloss im brandenburgischen Petzow aufgenommen. Das hieß bei ’Bianca’ Tannenaue.

Welchen Ort würden Sie für Außendrehs bevorzugen: Hannover oder Lüneburg?

Schwer zu sagen, weil ich die beiden Städte kaum kenne. Vielleicht ist Lüneburg mit seiner schmucken Altstadt aber geeigneter. Wichtig für den Erfolg ist allein die Handlung – und die hängt von den Autoren ab. Wir hatten 13 verschiedene, weil wir jeden Tag eine neue Folge gedreht haben. Letztlich war das Fließbandarbeit auf hohem Niveau.

FRAGEN: Kai Schöneberg