Plakate und Millionen wider falsche Vorurteile

Bremer Arbeit GmbH und Bagis stellen ihr Programm „Chance 50+“ zur Förderung von Arbeitslosen über 50 vor

Bremen taz ■ Mit Lohnkostenzuschüssen von bis zu 75 Prozent, Fortbildungs-Auszeiten, einer Plakatkampagne und Zuschüssen für ältere ArbeitnehmerInnen in Anleitungsfunktionen will das Bündnis für Arbeit und Ausbildung in Bremen und Bremerhaven Arbeitsplätze für ältere Beschäftigte sichern und neu schaffen. Organisiert wird „Chance 50+“ von der Bremer Arbeit GmbH (bag) und der Bagis. Der Bund fördert das Projekt – eines von 62 in Deutschland – im Rahmen seiner „Perspektive 50 plus“ mit 4,2 Millionen Euro.

10.000 Arbeitslose in Bremen seien über 50 Jahre alt, 5.600 davon Langzeitarbeitslose und ALG-II-EmpfängerInnen, begründete Bagis-Geschäftsführer Thomas Schneider das Projekt. Diese Menschen hätten es besonders schwer, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Sie gälten als weniger flexibel, weniger produktiv und seien angeblich häufiger krank – Vorurteile, die eine Plakatkampagne ausräumen soll. „Je älter der Arbeitslose, desto höher ist er qualifiziert“, betonte Schneider. Die vielen älteren Arbeitslosen seien daher „brachliegendes wirtschaftliches Potenzial“.

Bis Ende September 2007 will „Chance 50+“ 170 ältere Arbeitslose wieder zu einem Arbeitsplatz verhelfen. Von den Fördermillionen sollten 200 kleine und mittelständische Betriebe profitieren. Gefördert wird auch, wenn ArbeitnehmerInnen über 55 für ehrenamtliche Tätigkeiten oder für Fortbildungen ein Jahr lang freigestellt werden und der Arbeitsplatz in dieser Zeit mit Langzeitarbeitslosen besetzt wird. „Damit soll den Menschen die Möglichkeit gegeben werden, auch nach dem Berufsleben eine wichtige Aufgabe auszuüben“, so bag-Geschäftsführerin Katja Barloschky.

Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) verwies gestern auf die demographische Entwicklung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Gerade im Hinblick auf den wachsenden Bevölkerungsanteil älterer Menschen sei es wichtig, ein Umdenken bei den ArbeitgeberInnen zu erreichen. Gleiches folge aus der Anhebung des Renteneinstiegsalters.

Anke Teebken vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) begrüßte die Initiative. Es sei „sehr lobenswert, dass es Bremen gelungen ist, Fördergelder einzuholen“. Allerdings, betonte Teebken, sei ein einziges Projekt zu wenig, um die derzeitige Situation zu verbessern und die Vorurteile von ArbeitgeberInnen gegenüber älteren ArbeitnehmerInnen abzubauen.

Auch Martin Lühr von der Aktionsgemeinschaft Arbeitslose Bürger und Bürgerinnen (AGAB) hat „den Wunsch, dass mehr passiert.“ Inhaltlich sei das Projekt „Chance 50+“ zudem nichts Neues, sondern „ein Folgeversuch in einer längeren Reihe“. Lühr: „Die Einstellungspolitik der Unternehmen ist das Problem.“ mso