Islam-Verbände drohen

ISLAMKONFERENZ Die muslimischen Verbände erwägen Konsequenzen, weil der Islamrat ausgeschlossen wird

BERLIN taz | Die Entscheidung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), den Islamrat aus der Islamkonferenz auszuschließen, stößt bei den islamischen Verbänden auf Kritik. Die vier großen Verbände, die sich zum Koordinierungsrat der Muslime zusammengeschlossen haben, haben „erhebliche Kritik und Klärungsbedarf in Bezug auf einen erfolgreichen Verlauf der Islamkonferenz“. Das teilte der Sprecher des Koordinierungsrats, Ditib-Mann Bekir Alboga, nach Gesprächen mit den anderen Funktionären mit.

Die Verbände haben am Montag einen Gesprächstermin mit dem Bundesinnenminister. „Danach behalten wir uns alle Schritte vor, was die weitere Teilnahme und die Bedingungen unserer Zusammenarbeit mit der Islamkonferenz angeht“, so Alboga weiter. Konkreter wurde er nicht. Vor den Beratungen des Koordinierungsrats hatte eine Sprecherin des Zentralrats der Muslime gesagt: „Rein theoretisch ist alles möglich, auch ein Ausstieg aller vier Verbände aus der Islamkonferenz.“

De Maizière hatte den Islamrat „suspendiert“, weil gegen führende Mitglieder wegen schwerer Straftaten ermittelt werde. Der Islamrat hatte daraufhin die Zusammenarbeit aufgekündigt. Er wird von der islamistischen Organisation Milli Görüș dominiert, unter anderem gegen deren Generalsekretär ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Diese Ermittlungen laufen allerdings auch gegen den ehemaligen Präsidenten der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland, die wiederum im Zentral- rat der Muslime eine wichtige Rolle spielt. Der Zentralrat aber darf weiter an der Islamkonferenz teilnehmen.

SABINE AM ORDE