Revitalisierung eines Turniers

TRENDWENDE Zum Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum kommen dieses Jahr wieder Topspieler

Gäbe es bei den Vorbereitungen des Tennisturniers am Hamburger Rothenbaum einen Preis für den besten unscheinbaren Mitarbeiter, so gebührte er dem ukrainischen Tennisprofi Sergej Stachowski. Eben dieser Stachowski trug einen kräftigen Teil dazu bei, dass das Turnier in der Hansestadt eine ordentliche Aufwertung erfahren konnte.

Der sensationelle Triumph der Nummer 116 der Weltrangliste über den großen Roger Federer (Schweiz) in der zweiten Runde von Wimbledon machte es möglich, dass der erfolgreichste Spieler aller Zeiten ausgeruht für Turniere war, die sonst kaum auf seiner Agenda gestanden hätten.

Er sagte zu, in Hamburg an den Start zu gehen – dort also, wo vor elf Jahren seine grandiose Karriere so richtig begann. Federer gewann damals den Titel. Vier weitere Triumphe an gleicher Stätte, 17 Grand-Slam-Titel, 77 Turniergewinne insgesamt und 302 Wochen als Nummer eins der Welt folgten. Dass Federer inzwischen das Alter von 31 Jahren zu spüren bekommt und dass Sponsoren ihm den Start in Hamburg mit einer Antrittsgage von 300.000 Euro schmackhaft machten – Schwamm drüber! Der Eidgenosse trägt enorm zur Revitalisierung des Turniers bei.

Dieses war wegen des Verlustes der Masters-Wertigkeit, des Fernbleibens vieler Topstars und des Zuschauerschwundes oft totgesagt worden. Federer und der gebürtige Hamburger Tommy Haas sollen die Tennisfans vom 13. Juli an auf die Anlage locken. Rothenbaum-Turnierdirektor Michael Stich war der Stolz über diesen Coup anzumerken. „Ich habe immer betont, dass es unser Ziel ist, irgendwann einmal wieder einen Topspieler dieser Größenordnung nach Hamburg zu holen“, sagte Stich, der seit Anfang 2009 um den Erhalt des Sandplatzturniers kämpft. Leicht ist das nicht. Es mangelt an deutschen Topstars. Im vergangenen Jahr war es ein Glücksfall, dass Haas das Endspiel erreichte.

Und seit dem Frühjahr liegt Stich auch noch mit dem Deutschen Tennis Bund (DTB) über Kreuz. DTB-Präsident Karl-Georg Altenburg hatte Stich für das Scheitern eines möglichen Rasenturniers in Hamburg verantwortlich gemacht. „In Gesprächen mit unserem Vertragspartner Michael Stich war kein Ansatz für eine einvernehmliche Lösung erkennbar“, hieß es in einer Pressemitteilung. Stich konterte, dass „Herr Altenburg nicht im Thema“ sei. „Der DTB als unser wichtigster Vertragspartner signalisiert mit der Bewerbung, dass er das Turnier schlecht findet. Das tut uns weh, nicht nur in der Außendarstellung, sondern auch bei der Sponsorensuche.“ Das Turnier wird seit 1892 ausgetragen. Es ist das älteste in Deutschland. Der Federer-Coup könnte für das Sandplatz-Turnier eine Trendwende sein.

Stich hat weitere Ziele. Er will, dass es in naher Zukunft wieder ein Damenturnier in Hamburg gibt. Sollte ihm dies gelingen, sieht die Zukunft für den Tennisstandort Rothenbaum wieder gut aus. An starken deutschen Tennisdamen und somit Zuschauermagneten besteht ja kein Mangel.  CHRISTIAN GÖRTZEN