Von Enten und Ängsten

Nach der Insel Rügen haben nun auch die Landkreise Ost- und Nordvorpommern Katastrophenalarm wegen der Vogelgrippe ausgelöst. Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) forderte die zuständigen Behörden außerdem auf, auch die gesamte Küste Mecklenburg-Vorpommerns in einer Breite von 10 Kilometern unter Beobachtung zu stellen. Experten gingen davon aus, dass vor allem „die Schwäne durchgängig infiziert sind“. (AFP)

Das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit auf der Ostseeinsel Riems hat die Bergung der toten Vögel von Rügen als eine Maßnahme „oberster Priorität“ dringend empfohlen. „Die Funde des infizierten Bussards und einer Silbermöwe auf dem Festland zeigen, dass Aasfresser sich an den toten Vögeln anstecken und so die Infektion weitertragen können.“ (AP)

Deutschland muss sich aus Sicht der früheren nordrhein-westfälischen Umweltministerin Bärbel Höhn auf ein Überspringen der Vogelgrippe auf Geflügel bei Bauern einstellen. Für diesen Fall sei mit der Tötung von Millionen von Vögeln zu rechnen, sagte die Grünen-Politikerin. Auch auf den Fall einer Pandemie nach einer etwaigen Mutation des Erregers müsse man sich vorbereiten. (AP)

Die Vogelgrippe beschert Tierärzten, Polizisten und Feuerwehrleuten bundesweit jede Menge zusätzliche Arbeit. Zwischen Alpenrand und Ostseestrand wurden hunderte tote Vögel entdeckt und zur Untersuchung in Labors eingeliefert. Bürger befolgen den Rat des Verbraucherministeriums und fassen die verendeten Tiere nicht an, sondern schalten Feuerwehr oder Polizei ein. Mancherorts geraten die Experten schon an den Rand ihrer Kapazitäten. „Die örtlichen Veterinärämter und die beauftragten Labors arbeiten rund um die Uhr, hieß es aus dem Umweltministeriums in Düsseldorf. (RTR)

Der Naturschutzbund Deutschland in Bremen hat davor gewarnt, Enten und Schwäne in Grünanlagen zu füttern. Die Ansammlung von Geflügel an Futterplätzen begünstige die Übertragung des Virus von Vogel auf Vogel. (dpa)

In Indien hat wegen der Vogelgrippe die Schlachtung von 500.000 Stück Geflügel begonnen. Bislang seien 20.000 Tiere geschlachtet, erklärten die Behörden des Bundesstaates Maharashtra. In Bosnien ist gestern bei zwei Schwänen der Vogelgrippevirus H5 festgestellt worden. Zur endgültigen Bestätigung müssten aber die Tests aus dem Referenzlabor der EU in Großbritannien abgewartet werden. In Italien gibt es inzwischen 16 bestätigte Fälle von Vogelgrippe. Seit Bekanntwerden der ersten Fälle ist der Verbrauch von Geflügelfleisch in Italien um etwa 70 Prozent zurückgegangen. (AFP, RTR, dpa)

Die Vogelgrippe löst nach Ansicht des Göttinger Angstforschers Borwin Bandelow bei vielen Menschen Urängste aus. Mit der Ausbreitung der Tierkrankheit rechne er deshalb mit einer zunehmenden Panikstimmung, sagte der Arzt und Psychiater. Die Vogelgrippe werde von den Menschen als besonders gefährlich wahrgenommen, weil sie „wie eine biblische Plage“ wirke. „Sie kommt von oben, ist unkontrollierbar, unbeherrschbar und geht um die ganze Welt. (dpa)