Schluss mit dem falschen Verzicht!

VON CLAUDIO MUSOTTO

Keine Frage. Nach wie vor verdienen Frauen bei gleicher Arbeit ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen, und die Besetzung von Chefetagen bleibt weiterhin unverschämt maskulin. Doch die sich ewig wiederholende Feminismusdebatte um gleiche Bildungschancen für Frauen ist ebenso antiquiert wie das Bild vom Heimchen am Herd.

Warum also bleiben Frauen hinter der männlichen Konkurrenz zurück? Angesichts eines höheren Anteils an Akademikerinnen in Deutschland kann es nicht am Zugang zu qualifizierten Abschlüssen liegen. Häufig sind es gerade Mädchen und junge Frauen, die in Schule, Hochschule und Berufsbildung mit besseren Noten punkten können.

Das Erschreckende ist: Häufig verwehren sie sich selber den Zutritt in höhere Positionen. In Bewerbungsgesprächen stellen sie ihr Licht eher unter den Scheffel, als selbstbewusst aufzutreten – Bescheidenheit ist schließlich eine weibliche Tugend. Wenn es eine neue Stelle zu besetzen gibt, lassen sie vermeintlich erfahreneren Kollegen den Vortritt – Verzicht ist schließlich moralisch wertvoller als offene Rivalität. Sich wehren, wenn der männliche Kollege ungerechte Vorwürfe macht? Gegenwehr ist schließlich ganz und gar unweiblich.

Es sind diese in der Kindheit antrainierten Rollenbilder, denen Frauen immer noch verhaftet sind und die ihnen den Weg zur Männerdomäne namens Karriere verbauen.

Was tun, fragt die Frau? Ärmel hochkrempeln. Und Muskeln zeigen. Schluss mit falscher Zurückhaltung und unnötiger Opferrolle. Keinesfalls bedeutet dies, männliche Attitüden zu kopieren. Vielmehr sollten Frauen Mut zu Selbstdarstellung und Vermarktung entwickeln. Zudem helfen ihnen soziale Netzwerke und Mentoring-Programme, unerschöpfte Kompetenzen zu stärken.

Weiblichkeit stärken, statt Männlichkeit fördern heißt die Devise.