: UNTERM STRICH
Mehdi Pourmoussa, der Regieassistent des iranischen Regisseurs Rafi Pitts, befindet sich unter den iranischen Filmschaffenden und Oppositionellen, die am Montag vergangener Woche verhaftet wurden. Das teilte der deutsche Verleih von Pitts’ Spielfilm „Zeit des Zorns“, Neue Visionen, am Wochenende mit. „Zeit des Zorns“ lief im Wettbewerb der Berlinale und lässt sich als düstere Parabel auf die Situation im Iran verstehen. Ehefrau und Tochter des Protagonisten werden am Rande einer Demonstration erschossen; der Protagonist rächt ihren Tod, indem er einen Polizisten erschießt. Pitts äußerte sich besorgt und wütend und nahm gleichzeitig alle Verantwortung für den Film auf sich – das Filmteam habe seine Ideen umgesetzt, alle Entscheidungen aber habe er getroffen. Der prominenteste Filmemacher unter den Männern und Frauen, die am Montag inhaftiert wurden, ist der Regisseur Jafar Panahi („Crimson Tide“, „Offside“), er befindet sich weiter in Haft. Seine Frau und seine Tochter wurden mittlerweile freigelassen. Der Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat sich für Panahis Freilassung stark gemacht, auch die Euopean Film Academy hat eine entsprechende Petition verfasst.
Mark Linkous ist tot. Der US-amerikanische Musiker und Bandleader von Sparklehorse hat sich am Samstag das Leben genommen, wie das Magazin Rolling Stone online meldet. 1996 rang Linkous bereits einmal mit dem Tod, als er nach einer Überdosis Antidepressiva Lähmungserscheinungen und einen Herzinfarkt erlitt. Linkous war ein Meister der epischen Traurigkeit in der Tradition eines Neil Young. Seine amorphen, ausufernden Songs sprengten die Klanggrenzen der Rockmusik. „Ich versuche, simple Songs zu komponieren, die klingen, als würden sie aus einem Satelliten kommen, der in der Sonne verglüht“, sagte er in einem Interview. Vertragsstreitigkeiten zwischen ihm und EMI wegen Linkous’ Kollaboration „Dark Night of the Soul“ mit DJ Dangermouse und dem Filmemacher David Lynch waren beigelegt, einer Veröffentlichung stand nichts mehr im Wege. Linkous arbeitete bereits an einem neuen Album. Die US-Rockmusik verliert eine ihrer fragilsten Figuren.
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