Ramsauers Bahn-Mann

Felcht löst Werner Müller als Bahn- Aufsichtsratschef ab, der Mehdorns Börsenkurs jahrelang gestützt hatte

Die Ära von Bahn-Exchef Hartmut Mehdorn, der die DB AG strikt auf Börsenkurs trimmte, wird Schritt für Schritt beendet. Neuer Aufsichtsratschef des bundeseigenen Mobilitätskonzerns soll der ehemalige Chef der Chemiefirma Degussa, Utz-Hellmuth Felcht, werden. Das bestätigte am Sonntag Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU); am Mittwoch soll das Bundeskabinett die Entscheidung absegnen. Felcht löst damit Werner Müller ab, der Mehdorns Börsenkurs jahrelang gestützt hatte.

Der 63-jährige Katholik Felcht, der zurzeit für den unter anderem in der Chemieindustrie engagierten Finanzinvestor One Equity Partners tätig ist, gilt als Vertrauter von Ramsauer. Mehrere Jahre war der promovierte Chemiker Chef der Spezialchemiefirma SKW Trostberg im bayerischen Trostberg, das im Heimatwahlkreis Ramsauers liegt. Felcht und Ramsauer sind Präsidiumsmitglieder des CSU-nahen Wirtschaftsbeirates der Union, der sich als Sprachrohr der bayerischen Wirtschaft versteht. Das Gremium kritisierte zuletzt in seinen „Grundlinien der Wirtschaftspolitik im neuen Jahrzehnt“ eine „mangelnde Regulierung in Teilbereichen des Finanzsektors“. Dadurch sei das Zusammengehören von Verantwortung und Haftung sträflich außer Kraft gesetzt worden. „Wo durch falsche Anreizregeln Risikoblindheit erzeugt wird und Verluste auf die Allgemeinheit abgewälzt werden können, ist hasardeurhaftes Verhalten vorgezeichnet.“

Nach den massiven Sicherheitsproblemen bei den ICEs und der Berliner S-Bahn drängt Ramsauer, der einen DB-Börsengang skeptisch sieht, die Bahn, sich auf ihr Kerngeschäft zu besinnen und für einen zuverlässigen Zugverkehr in Deutschland zu sorgen. Felcht dürfte ihn dabei unterstützen. RICHARD ROTHER