Öffentlicher Nahverkehr in NRW
: Rücksturz in die Provinz

Was hat der Öffentliche Nahverkehr mit Kultur zu tun? Nicht viel, wenn man ihn jeden Tag benutzen muss. Zu wenig Verbindungen, erbärmlicher Service, endlose Wartezeiten – stöhn, alles lange bekannt. Jetzt schlägt auch noch die Bundesregierung zu. Bei Bus und Bahn sollen 17 Millionen Euro eingespart werden. Das heißt wieder weniger Züge, noch weniger Komfort. Da kann der ÖPNV gleich hölzerne Viehtransporter einsetzen. Die Beförderungskultur in Nordrhein-Westfalen ist damit endgültig am Ende. Ende? Es kommt noch dicker.

KOMMENTAR VONPETER ORTMANN

Im mit kulturellen Höhepunkten übersäten Bundesland stellt nur eine überdurchschnittliche verkehrstechnische Vernetzung ein langfristige Überleben dieser Highlights sicher. Über zukünftige Erweiterungen und deren Vermarktung will man gar nicht erst nachdenken. Was nutzt beispielweise eine Bewerbung der Ruhr-Region als Europäische Kulturhauptstadt 2010, wenn niemand Landmarken wie den Tetraeder in Bottrop oder Kunstgenüsse komfortabel erreichen kann? Das hat gerade sogar ein brandneuer Perspektivplan der Essener Hypothekenbank über die Kulturentwicklung der Region ohne Mühe festgestellt. Hier habe es in allen der anberaumten Kulturexperten-Foren erhebliche Klagen über die Nahverkehrsverhältnisse im Ruhrgebiet gegeben und die Gremien des VRR und der einzelnen ÖPNV wurden dringend zum Handeln aufgerufen, denn „die Lage im Bereich des ÖPNV sei katastrophal“. Das heißt, es gibt eine fatale Kausalität zwischen den angekündigten Streichungen der Bundesregierung und dem immer noch schleppenden Strukturwandel in NRW. Jahrelange Bemühungen eines Wandels durch Kultur könnten zunichte gemacht werden. Da hilft auch keine bayrische Séance zur Reinkarnation des Gespenstes Magnetschwebebahn in Nordrhein-Westfalen.