Meyer will Schnäbelkürzen abschaffen

LANDWIRTSCHAFT Küken mit 800 Grad heißen Messer die Schnäbel stutzen – diese grausame Praxis bei Legehennen soll es in Niedersachsen nicht mehr geben. In Österreich wird seit 2005 darauf verzichtet

Es dürfte einen Handels-Aufschlag geben: Eier könnten sechs Cent teurer werden

Das grausame Kürzen der Schnäbel von Legehennen soll spätestens 2016 in Niedersachsen der Vergangenheit angehören. „Das routinemäßige Schnabelkürzen von Millionen Hühnern ist nach den Erfahrungen in Österreich nicht nötig“, erklärte Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) am Montag nach einem Besuch in dem Nachbarstaat. Dort wird seit 2005 auf das Schnäbelkürzen verzichtet – stattdessen hat man gute Erfahrungen damit gemacht, die Legehennen mit speziellem Futter zu ernähren und die Ställe anders zu beleuchten. Dadurch starben weniger Tiere und es wurden auch weniger Hühner verletzt.

In Niedersachsen werden nach Behördenangaben fast allen Legehennen in konventioneller Boden- und Freilandhaltung die Schnäbel gekürzt, damit die Tiere einander nicht verletzen. Grundsätzlich ist das Kürzen in Niedersachsen zwar verboten, bisher war es für die Halter aber einfach, eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen.

Meyer will sich auch auf Bundesebene für ein Verbot der Amputationen bei Legehennen einsetzen. Beim Zeitplan für den Ausstieg will der Minister an Vorgaben der schwarz-gelben Vorgängerregierung festhalten. Die Erzeuger will er für sein Ausstiegsmodell in Seminaren und mit Kampagnen gewinnen. Sollten die Legehennenhalter durch die neue Praxis Verluste erleiden, soll es für eine Übergangszeit einen von der Wirtschaft finanzierten Entschädigungsfonds geben.

Der Osnabrücker Agrarwissenschaftler Robby Andersson erwartet, dass der Aufpreis für die Erzeuger gering bleibt: „Wir reden hier über zwei bis drei Cent pro Ei.“ Für die Verbraucher dürfte es aber einen Handels-Aufschlag geben: Es könnte bis zu sechs Cent teurer werden.

Die Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung sagte, das angekündigte Verbot sei ein „tierschutzpolitischer Umbruch“. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft erklärte, es sei wichtig, dass es dabei Übergangshilfen geben werde.  (dpa)