EON WIRD ZUM WELTGRÖSSTEN ENERGIEVERSORGER. DAS WIRD TEUER
: Große Multis, willfährige Patrioten

Eon will den spanischen Energiekonzern Endesa übernehmen und damit zum weltweiten Branchenprimus aufsteigen. Der größte deutsche Versorger treibt den Konzentrationsprozess voran, an dessen Ende Konzernchef Bernotat nur noch eine kleine Gruppe von europaweit wichtigen Energieunternehmen sieht. Und Eon soll dazugehören.

Nun ist, wie die Krisen beim Autobauer DaimlerChrysler zeigen, Größe an sich für ein Unternehmen noch kein Wert. Allerdings kann beim Handel mit Strom und Gas die Größe sehr nützlich sein. Denn Rohstoffe, das Erdgas etwa, sind begrenzt. Wer wie Russland Gas produzieren und liefern kann, verfügt über enorme politische und wirtschaftliche Macht. Es überrascht deshalb nicht, dass auch auf deren Kundenseite in West- und Mitteleuropa große Konglomerate entstehen, um mit den Lieferanten mitzuhalten. Und ein multinational agierender Energiekonzern hat auch mehr Möglichkeiten als ein regionaler, mit seinen Investitionsentscheidungen Einfluss auf die heimische Politik zu nehmen – insbesondere, wenn europäische Energiemärkte entstehen.

Patrioten mögen sich über den neuen Weltmeister unter den Energieversorgern freuen – doch er kostet einen hohen Preis. Einschließlich der Endesa-Schulden kommt auf Eon eine finanzielle Belastung von gut 55 Milliarden Euro zu. Dass der Konzern so viel bezahlen kann, liegt auch an seiner Macht in Deutschland. Er und drei andere – kleinere – Konzerne beherrschen den hiesigen Markt mit seiner schwachen Konkurrenz.

Das war politisch gewollt. Denn damit deutsche Unternehmen auf dem liberalisierten Energiemarkt grenzüberschreitend mitmischen können, wurden die vier Großen gestärkt und kommen sich hierzulande kaum in die Quere. Die Folge: In Deutschland lahmt der Wettbewerb. Sollte sich dies auf europäischer Ebene wiederholen, würde das den ursprünglichen Zielen der Marktliberalisierung zuwiderlaufen. Um das zu verhindern, bedarf es eines politischen Gegengewichts und strenger Kontrolle der wirtschaftlichen Macht. Denn Freude über den Erfolg nationaler Champions allein ist zu wenig – zumal ein Nutzen für den Endverbraucher zu bezweifeln ist. STEPHAN KOSCH