Mursis Brüder rufen zum Aufstand

ÄGYPTEN Bei Zusammenstößen zwischen Armee und Demonstranten werden über 50 Menschen erschossen. Die Partei der Muslimbrüder ruft daraufhin zum Widerstand gegen die Armee auf

BERLIN/KAIRO taz/afp/ap/rtr | Nach gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Armee und Islamisten in Kairo steuert Ägypten auf einen Bürgerkrieg zu. Die den Muslimbrüdern nahestehende Partei für Freiheit und Gerechtigkeit hat zu einem Aufstand aufgerufen. Sie forderte die Bevölkerung zum Widerstand gegen diejenigen auf, „die ihm mit Panzern seine Revolution stehlen wollen“. Zugleich warnte die Partei vor einem „neuen Syrien“. Die Führung der Muslimbrüder hingegen teilte in einer Erklärung mit, sie werde kein „ägyptisches Blut“ vergießen, selbst wenn sie angegriffen werde.

Am frühen Montagmorgen war es zu tödlichen Schüssen vor dem Hauptquartier der Republikanischen Garden in Kairo gekommen. Dorthin waren Anhänger des in der vergangenen Woche durch das Militär abgesetzten Präsidenten Mohammed Mursi gezogen. Sie vermuteten, dass er in dem Quartier interniert sei. Nach Darstellung der Armee sollen die Mursi-Anhänger versucht haben, das Gebäude zu stürmen. Laut den Muslimbrüdern hat das Militär auf friedlich betende Demonstranten gefeuert. Nach Regierungsangaben starben mindestens 42 Menschen, über 300 wurden verletzt.

Der vom Militär eingesetzte Interimspräsident Adli Mansur rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf und ordnete eine juristische Untersuchung an. In seiner Erklärung gab aber auch Mansur die Version der Armee wieder, wonach die Soldaten eine drohende Erstürmung abwehren mussten.

Die Europäische Union hat die ausufernde Gewalt in Ägypten verurteilt und mögliche Auswirkungen auf ihre Finanzhilfen für das Land angedeutet. „Wir überprüfen ständig unsere Unterstützung für Ägypten und können sie – je nach Lage vor Ort – auch anpassen“, sagte der Sprecher von EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton am Montag.