Kirchengemeinde kündigt Räume für Tafel

WOHLFAHRT Die Lebensmittelhilfe ist angeblich zu groß geworden für den Hof des Pfarramts

Die Gemeinde will die Räume künftig selbst für eine Schulaufgabenhilfe nutzen

Nach längerem Streit hat eine Göttinger Kirchengemeinde der örtlichen Lebensmittel-Tafel ihre Räume gekündigt. Mittlerweile träfen im Hof des Pfarramts in der Innenstadt mit Transportfahrzeugen jährlich rund 200 Tonnen an gespendeten Lebensmitteln ein, sagte Kirchenvorsteher Torsten Berghaus von der St.-Jacobi-Gemeinde am Dienstag. Sie werden an Hunderte Bedürftige verteilt. „Ein Ende des rasanten Wachstums der Tafel ist nicht absehbar“, sagte Berghaus. Schon der jetzige Umfang sei kaum noch zu bewältigen.

Die evangelische Gemeinde hatte dem Verein 18 Jahre ihre Räume mietfrei zur Verfügung gestellt sowie die Energiekosten getragen. Der jetzige Vertrag soll im Juni 2014 enden. Vor etwa einem Jahr begann die Gemeinde, Miete zu verlangen, weil nach der einst kleine Verein zu einer mittelständischen Firma gewachsen sei. Der Kirchenvorstand verwies darauf, dass die Tafel über hohe Geldspenden aus der regionalen Wirtschaft verfüge.

Der geforderten Miete von rund 1.000 Euro hatte die Tafel zunächst widersprochen, sagte Tafel-Geschäftsleiterin Martina May. Die Gemeinde kündigte daraufhin das kostenfreie Mietverhältnis zum Juni dieses Jahres. Später bot die Tafel eine monatliche Zahlung von 400 Euro an – sie habe aber keine Antwort erhalten. May sagte, in den vergangenen Monaten hätten sich beide Parteien nur noch über ihre Anwälte ausgetauscht: „Wir sind auch froh, dass wir dort herauskönnen und ein Jahr Zeit haben, um neue Räume zu finden.“

Kirchenvorsteher Berghaus betonte, die Gemeinde könne künftig weder mehr Raum für die Tafel zur Verfügung stellen noch sich im bisherigen Umfang finanziell engagieren. Zukünftig wolle sie die Räume selbst für eine Schulaufgabenhilfe nutzen. Damit will sie vor allem Schulkinder aus Einwandererfamilien unterstützen.  (epd)