Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Es wird Frühling, und die Theater jedenfalls lassen sich nicht lumpen und warten mit lauter Premieren auf. Im HAU kommt eine neue Choreografie von Constanza Macras und ihrer Truppe Dorky Park heraus. Auf der Basis von Igor Strawinskys Opern-Oratorium „Ödipus Rex“ stellt Macras ab Freitag Fragen nach gültigen Wahrheiten, Macht und den Umgang mit ihr. „Die Macht verschleißt nur den, der sie nicht hat“, wird immer wieder gern der italienische Expremier Guilio Andreotti zitiert, und das fiese Bonmot lässt sich gut am Fall von Franz Woyzeck studieren, den Büchners bedeutendstes Stück unsterblich gemacht hat. Am Potsdamer Hans Otto Theater inszeniert jetzt Julia Hölscher die Geschichte vom Underdog, der unfähig ist, gegen die, die ihn zerstören, aufzubegehren, und die Aggression stattdessen gegen die Frau richtet, die er liebt. „Woyzeck“-Premiere am Freitag. Schwierige Familienverhältnisse verhandelt auch das Familiendrama, das der amerikanische Dramatiker Tennessee Williams „Glasmenagerie“ überschrieben hat. Diese Nippessammlung steht exemplarisch für die brüchige Parallelwelt, in die eine Frau sich geflüchtet hat und die an einem Abend dann plötzlich zerbricht. Der Schauspieler Milan Peschel setzt mit seiner Inszenierung seine Arbeit als Regisseur am Maxim Gorki Theater fort. Premiere Samstag. An der Volksbühne packt ab Mittwoch Werner Schroeter mit B. M. Koltès Achtziger-Jahre-Drama „Quai West“ seine eigene Glasmenagerie aus: ein Stück über die Krise und den Abgrund, an dem wir alle immer stehen. Ein Mann hat Millionen veruntreut und will sich umbringen, weshalb seine Sekretärin ihn mit dem Jaguar zum Ort des geplanten Selbstmords fahren muss. Und so sind wir auch im Frühling nicht verschont von der Düsternis dieser Welt, die eben doch das Salz des Theaters ist.

■ „Ödipus Rex“: HAU 1, 12./13./15./16. 3.

■ „Woyzeck“: Hans Otto Theater Potsdam, ab Fr.

■ „Glasmenagerie“: Maxim Gorki Theater, ab Sa.

■ „Quai West“: Volksbühne, ab Mi.