Ohne Haushaltsmittel keine Programme

Kulturressort verweist auf „Holschuld“ der freien Szene

Bremen taz ■ „Haushaltsfreie“ Zeiten sind für niemanden besonders schön: So lange der Etat nicht verabschiedet ist – heute beginnt die Bürgerschaft mit der Beratung über den Doppelhaushalt 06/07 – müssen alle geförderten Einrichtungen mit Vierzehntel-Zahlungen statt der normalen Monatsraten über die Runden kommen. Wer in seiner Arbeit von Projektförderung abhängig ist, steht noch schlechter da: in völliger Planungsunsicherheit.

Diese Situation ist nicht neu. Doch während 2005 nach langen Quälereien doch noch Fördertöpfe geöffnet wurden, stünde man nun erneut „vor Finanzlöchern und Fragezeichen“, wie es in einer Erklärung der Schwankhalle heißt. Das Kulturressort habe weder Verfahren für die Vergabe von Projekt- und Wettmitteln entwickelt noch dafür gesorgt, dass diese für die freie Szene oftmals existentiellen Mittel überhaupt freigegeben worden seien. Das Problem liege also nicht etwa im Finanzressort oder bei der Kulturdeputation, sondern in der passiven Haltung von Kultursenator Jörg Kastendiek.

Wegen der schlechten Erfahrungen habe man bereits im Spätsommer das Gespräch mit Politik und Verwaltung gesucht – vergebens. Carsten Werner, Projektentwickler in der Schwankhalle: „Wir haben im Oktober, im November, im Dezember, im Januar nachgehakt. Aber außer Bemühungszusagen war nichts Genaues zu erfahren, wie der Senator sich die Arbeit der ihm angeblich besonders wichtigen freien Szene vorstellt.“

Die Konsequenz: Projekte wie Hans Königs „Sieben Todsünden“ sind abgesagt, die Programme des laufenden Jahres reduziert oder auf der Kippe, beispielsweise die Reihen „Dorfdisco“ und „freiRäumeN“ – „weil uns der Kultursenator trotz vollmundiger Ankündigungen vollkommen im Unklaren lässt“, wie Anja Wedig, Leiterin des Jungen Theaters, sagt.

Ressortsprecher Florian Kruse sieht das anders. Die Lage sei in der Tat bedauerlich, die Vorwürfe aber unberechtigt. Die Aufstellung des Haushalts habe „länger als erwartet“ gedauert, eine Situation, mit der man man aber „offen“ umgehe. Mit der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur als Teil der freien Szene habe es beispielsweise „sehr konstruktive“ Gespräche gegeben, man arbeite daran, besonders dringliche Finanzierungen abzusichern. Entsprechend seien jetzt die Projektträger gefordert, das Gespräch mit dem Ressort zu suchen. Kruse: „Da ist die freie Szene sozusagen in einer Holschuld.“ Henning Bleyl