betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Das Theater hat mitunter Darstellungsprobleme. Denn längst reicht es eben nicht mehr aus, einfach irgendetwas darzustellen, also den Leuten etwas vorzuspielen, und darauf zu hoffen, dass sie in dem Vorgespielten dann auch noch etwas wiedererkennen. Etwas, das sie etwas angeht, möglicherweise auch noch. Und so denkt das Theater beziehungsweise die, die es machen, eigentlich dauernd darüber nach, wie man mit diesem Darstellungsproblem des Theaters umgehen soll. Ob die darstellende Kunst eigentlich noch geeignet ist, die Komplexität der Welt abzubilden. Ob man Formate ändern, den theatralen Raum erweitern oder sonst etwas unternehmen kann, um die darstellende Kunst zurück in die Zonen des Relevanten zu bugsieren. Einen solchen Versuch unternimmt nun das Festival Foreign Affairs, das am Wochenende in die dritte Runde geht. Sein Programm erkundet in Kooperation und mit dem KW Institute for Contemporary Arts einen Hybridraum zwischen Bildender und Darstellender Kunst, Theorie und Praxis. Das ist bei dem Thema wahrscheinlich auch nötig, das verhandelt werden soll: Es geht nämlich um den Zweifel, um die Ungewissheit und viele andere, von der allgegenwärtigen Krise unterwanderte Bedingungen unserer Gesellschaft. „Die Wette: Eine Untersuchung über Zweifel, Kontingenz und Sinn in Ökonomie und Gesellschaft“ ist der Themenkomplex überschrieben, der unter anderem ein Performance-Wochenende in den Kunstwerken (KW Institute for Contemporary Arts) in der Auguststraße und dem Haus der Berliner Festspiele in Wilmersdorf beinhalten wird. Da werden dann Arbeiten von Zelebritäten und Stars der Szene wie der britischen Künstlergruppe um Tim Etchells „Forced Entertainment“ oder des großen Choreografen William Forsythe zu sehen sein. Im Theorieteil treten unter anderem der bedeutende Soziologe Richard Sennet und seine Frau, die Soziologin und Wirtschaftswissenschaftlerin Saskia Sassen, sowie der Berliner Literatur- und Medienwissenschaftler Joseph Vogl auf. (Foreign Affairs: 12.–14. 7. Alle Infos www.berlinerfestspiele.de)

Wem das zu anstrengend ist, der kann sich Sonntag ins schöne Radialsystem begeben, das bekanntlich direkt an der Spree gelegen ist. Dort startet um 15 Uhr eine zweistündige Bootsfahrt, die auf dem Wasser erst durch Berlins Geschichte und dann mitten hinein in Zukunftsvisionen (und Stadtentwicklungs-Albträume) führt. Auch hier also ein neues Darstellungsformat, bei dem man auch noch das Angenehme mit dem Nützlichen auf das sommerlichste verbinden kann! (Radialsystem: „Stadt Raum Fluss“, 14. 7. um 15.00 Uhr)