Wiederaufbau kostet 880 Millionen

SANTIAGO DE CHILE afp | Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat als erster europäischer Minister nach dem schweren Erdbeben vom 27. Februar Chile besucht und Hilfsgüter im Wert von rund 630.000 Euro übergeben. Der Bedarf für den Wiederaufbau wird auf umgerechnet 880 Millionen Euro veranschlagt.

Westerwelle betonte bei seiner Ankunft in der Hauptstadt Santiago de Chile, Deutschland wolle zeigen, „dass wir unsere Freunde in dieser Stunde der Not nicht vergessen“. Mit an Bord von Westerwelles Maschine war ein vierköpfiges Team des Technischen Hilfswerks (THW), das in der von dem Beben und dem nachfolgenden Tsunami besonders stark betroffenen Stadt Concepción zwei Wochen bleiben will, um bei der Evaluierung der Schäden zu helfen.

Der scheidende chilenische Außenminister Fernandez dankte Westerwelle für „ein weiteres Zeichen internationaler Solidarität“. Anschließend traf der Bundesaußenminister den künftigen Staatschef Chiles, Sebastián Piñera, der am Donnerstag die Nachfolge von Präsidentin Michelle Bachelet antritt.

Zuvor hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon das Katastrophengebiet besucht. Er beteiligte sich an einer Spendengala, bei der umgerechnet 41 Millionen Euro zusammenkamen.

Erstmals gaben die chilenischen Behörden eine offizielle Schätzung des Bedarfs für den Wiederaufbau bekannt. Demnach werden 1,2 Milliarden Dollar (rund 880 Millionen Euro) benötigt, um Straßen, Flughäfen, Staudämme und Kanäle zu reparieren, die Trinkwasserversorgung wiederherzustellen und die Küstengebiete instand zu setzen. Durch das Erdbeben der Stärke 8,8 waren am 27. Februar nach neuen offiziellen Angaben 452 Menschen getötet worden. Es ist aber damit zu rechnen, dass noch Dutzende weitere Leichen geborgen werden.

Aus Anlass der dreitägigen Staatstrauer, die am Sonntag begann, wurden in den großen Städten zahlreiche chilenische Flaggen auf halbmast gehisst, in den Kirchen des überwiegend katholischen Landes wurden Gedenkgottesdienste veranstaltet. Zum Abschluss der Spendengala stimmten Bachelet und ihr Nachfolger die Nationalhymne an.

Die Stromversorgung ist inzwischen für vier Fünftel des Landes wieder gesichert. In Concepción wurde die Ausgangssperre von 18 auf 13 Stunden verkürzt, nachdem die Plünderungen der ersten Tage angesichts eines massiven Einsatzes von Sicherheitskräften nachließen.