„Sie werden unten gehalten“

DISKUSSION Fachleute erörtern, wie gewerkschaftliche Beratung für Papierlose aussehen sollte

■ ist Mitarbeiter im Projekt Antidiskriminierung in der Arbeitswelt

taz: Herr Bernau, Menschen ohne Papiere können beziehungsweise dürfen gar nicht arbeiten. Was können Gewerkschaften da tun?

Olaf Bernau: Nicht dürfen stimmt, nicht können aber nicht. Es ist sogar so, dass Menschen ohne gesicherten Aufenthalt arbeiten müssen, weil sie keinerlei Transferzahlungen bekommen. Die meisten von ihnen stecken deshalb in irregulären Arbeitsverhältnissen. Ausbeutung ist oft die Folge. Deshalb sollten die Gewerkschaften ihren Teil dazu beitragen, dass die Kernarbeitsnormen, wie angemessene Entlohnung oder Unfallschutz, eingehalten werden.

Und die gelten auch für Beschäftigte ohne Papiere?

Ja, sie können diese Rechte auch einklagen. Das Problem ist aber, dass sie Angst haben. Es entsteht eine Spirale, sie werden unten gehalten. Da muss die Gewerkschaft intervenieren.

In Hamburg tut sie das bereits, dort gibt es eine gewerkschaftliche Beratung für Papierlose. Ist das auch in Bremen möglich?

Wir wünschen uns, dass so ein Projekt früher oder später in Bremen verwirklicht wird. Aber auch in Hamburg ist die Beratungsstelle nicht vom Himmel gefallen. Wir können hier die Erfahrungen nutzen, Bremen fängt also nicht bei Null an.

Und wo steht Bremen dann?

Direkt und indirekt sind gewerkschaftliche Akteure beteiligt, der DGB ist sogar Mitveranstalter. Auch die Gewerkschaften haben erkannt, dass man die Rechte von Papierlosen stärken muss, damit die Arbeitgeber die Löhne nicht ständig drücken können. Das Thema der Papierlosen ist aber nicht durch, es gibt durchaus noch Diskussionsbedarf.

INTERVIEW: ELENA ZELLE

18 Uhr, DGB-Haus, Bahnhofsplatz