Geld statt Öko-Aufwertung

LANDNAHME Weil immer mehr Naturzerstörung ausgeglichen werden muss, befürchtet der Wirtschaftsrat Cuxhaven steigende Landpreise. Statt Flächen zu kaufen, sollten Investoren an Naturschutzstiftung zahlen

Uli Thüre vom Naturschutzbund bezeichnet Ausgleichszahlungen als Ablasshandel

Ausgleichsmaßnahmen für Naturzerstörungen bedrohen nach Ansicht des dortigen Wirtschaftsrates die Landwirtschaft im Kreis Cuxhaven. Die unkoordinierte Suche privater Investoren nach geeigneten Arealen treibe die Preise für landwirtschaftliche Flächen in die Höhe, kritisierte gestern Johannes Höppner, der Vorsitzende des Wirtschaftsförderungsvereins. Einzelne Projekte wie die Kompensationsfläche für den Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven bedrohten zudem Bauernhöfe und Arbeitsplätze. Investoren forderte Höppner auf, anstelle eigener Projekte lieber Ausgleichszahlungen an die Naturschutzstiftung des Kreises zu leisten.

Die Kritik entzündet sich an den Plänen der Realisierungsgesellschaft für den Wilhelmshavener Jade-Weser-Port. Diese will in der Ortschaft Hemmoor zwischen Stade und Cuxhaven rund 100 Hektar landwirtschaftliche Fläche kaufen und ökologisch aufwerten. Dadurch, beklagt der Wirtschaftsrat, gingen rund 400.000 Euro Umsatz und zwei bis drei Arbeitsplätze verloren.

Höppner findet es falsch, dass Investoren „einfach ihre Ingenieurbüros über Land schicken und wahllos Flächen aufkaufen können“. Das lasse die Landpreise steigen. In den kommenden Jahren sei mit einer wachsenden Nachfrage nach Ausgleichsflächen zu rechnen. Das liege an den Plänen für Windparks oder auch der Autobahn 22. Statt Grundstücke zu kaufen, sollten Bauherren Geld an die kreiseigene Naturschutzstiftung zahlen.

Die Stiftung war für koordinierte Ausgleichsmaßnahmen zum Bau der Bremerhavener Containerterminals gegründet worden. Sie könne gezielt investieren und Flächen aufkaufen, die für die Landwirtschaft nicht mehr sinnvoll nutzbar seien, sagt Höppner. Das neuen Landesnaturschutzgesetz sieht vor, dass bis zu sieben Prozent der Investitionssumme als Ausgleich bezahlt werden können.

Uli Thüre vom Naturschutzbund bezeichnet das als Ablasshandel. „Damit wird die Natur vor Ort nicht erhalten und verbessert“, sagt der Nabu-Sprecher. Entscheidend sei, dass die tatsächlichen Verluste ersetzt würden. Es führe kein Weg daran vorbei, den Flächenverbrauch zu verringern.  (dpa/taz)