GELDAUTOMATEN
: Panzerknacker

Da standen se auf der Straße und ham sich jejenseitig anjebrüllt

Berlin ist Weltmeister in der Disziplin Baustellen. Man kann kaum ein paar Meter fahren, ohne dass man in einen baustellenbedingten Stau gerät. Und zack, schon wieder eine Absperrung. Umleitung? Keine Chance. Die nächste Baustelle ist schneller. Jedenfalls fällt mir gar nichts auf, als ich vor der Sparkasse in der Muskauer, Ecke Eisenbahnstraße parke. Steht halt ein Absperrzaun davor. Da habe ich schon spannendere Arrangements gesehen.

Aber dann sagt eine Frau vom Wachschutz, die hinter dem Zaun steht: „Barauszahlung is’ heute nich’.“ Dabei will ich gar kein Geld von der Sparkasse. Ich frage trotzdem: „Warum?“ Darauf hat die Frau nur gewartet. „Ham heute Morgen um sieben vier Leute einjebrochen. Alle vermummt. Sind in den Raum mit den Jeldautomaten, ham Gas in die Teile eingeführt, ’n Handy daneben liejen lassen, sind wieder raus, ham anjerufen und die Automaten uffjesprengt.“ Hui, denke ich, da waren echte Panzerknacker am Werk. Aber wie so oft scheinen sie nicht die Klügsten gewesen zu sein, denn wie die Wachschutzfrau sagt, sind die Geldautomaten so gut gesichert, dass man selbst dann nicht an die Knatter herankommt, wenn sie in die Luft gejagt werden.

Ich sehe in den Geldautomatenraum. Die Decke ist herunter, aus zwei Geldautomaten hängen elektronische Innereien heraus, der Fenster- und der Glastürrahmen sind nach außen gebogen. „Nach der Explosion sind se dann aber nich’ mehr reinjekommen, weil sich die Tür so verkeilt hatte, dass sich die Polizei später mit dem Schneidbrenner Zutritt verschaffen musste. Da standen se dann auf der Straße und ham sich jejenseitig anjebrüllt. Und heute Nachmittag um viere ham se ’s gleich noch mal versucht. In Lichtenrade, gloob ick.“ Oje, denke ich, da scheinen ein paar Leute echt dringend Geld zu brauchen. Klar, die Mieten steigen ja auch ständig. KLAUS BITTERMANN