Rückkehr der Arbeiter

INDUSTRIE Wowereit macht Industriepolitik zur Chefsache und will langfristig steuern

Viele schöne Worte – doch ob etwas dahintersteckt, muss sich erst noch zeigen: Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) macht Industriepolitik zur Chefsache. Zu diesem Zweck hat er am Dienstag ein Steuerungsgremium ins Leben gerufen, das die Wirtschaft fördern soll. „Der Industriestandort Berlin soll besser bekannt und wesentlich ausgebaut werden“, sagte Wowereit. Ziel seien weniger kurzfristige Aktionen denn der Anstoß eines langfristigen Prozesses.

Es geht um die Vernetzung von Wissenschaft und Unternehmen, um die Gesundheitswirtschaft, Green Economy und vor allem den Fachkräftemangel. Alles nicht neu, aber Wowereit hat im neunten Jahr seiner Amtszeit erkannt: „Das muss alles noch verbessert werden.“ Auf die Frage, warum er diese Erkenntnis nicht früher in Taten gemünzt habe, entgegnete er, der Gedanke habe erst reifen müssen.

Ganz große Gemeinschaft

Neu ist in der Tat, dass Gewerkschaften, Kammern, Unternehmensverbände und Politik gemeinsam beraten. „Es ist ein wirklich besonderer Tag“, bekräftigte der Vizechef des DGB Berlin, Christian Hoßbach. Die Beteiligten hoffen, Querschnittsaufgaben wie den drohenden Fachkräftemangel konzertiert besser angehen zu können.

Ein erster Schritt soll die Verabschiedung eines Masterplans sein, den die Wirtschaftsverwaltung derzeit erarbeitet. Der zuständige Senator Harald Wolf (Linke) hält das Ziel für realistisch, dass Berlin stärker als der Bundesdurchschnitt wächst und damit die Lücke zumindest verengt. In der hiesigen Industrie fehlen 90.000 Arbeitsplätze, zitierten die Podiumsteilnehmer mehrfach eine Studie. Als Arbeitsauftrag war ihnen dieses Defizit zu konkret: Man möge das Gremium doch bitte nicht an kurzfristigen Zahlen messen, sondern die langfristigen Erfolge abwarten. KRISTINA PEZZEI