die taz vor zehn jahren über das trinkverhalten der deutschen
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Zugegeben: Seitdem der Statistiker nachgewiesen hat, daß plattfüßige Linkshänder über 80 signifikant häufiger an Prostata-Beschwerden leiden als schwerhörige Kaffeetrinker unter 80, haben wir einen Grundsockel an Mißtrauen gegenüber dieser Zunft entwickelt. Dennoch hat uns die folgende Meldung elektrisiert: In deutschen Weinbaugebieten wird weniger gestohlen, geraubt und totgeschlagen als in jenem traurigen Rest der Republik, in dem kein Rebhügel grünt. Wo der Traubensaft fließt, leben gute Menschen. Nehmen wir an, es wäre tatsächlich der täubchengleiche Einfluß des Weines selbst. So bleibt immer noch das Wirkprinzip unklar. Wie macht uns der Wein gut? Ab wieviel Schluck? Hilft viel viel? Welcher Jahrgang ist der friedlichste? Müssen wir den Herren Skinheads eine Liebfrauenmilch-Infusion legen? Hätten wir Jack the Ripper mit Müller-Thurgau retten können?

Fragen, Fragen, Fragen. Wir brauchen dringend Folgeforschung. Und wir müssen eines klären: Sind aufgrund der Subventionen für den Weinbau die Kassen der Reb-Regionen so leer, daß die Polizeidichte so gering ist, daß die wenigen gestreßten Ordnungshüter sich ständig derart ins Koma saufen, daß sie weder einen Räuber sehen noch jemals dingfest machen? Beim Bacchus, wir verlangen Aufklärung!Manfred Kriener, 24. 02. 1996