Annington im zweiten Anlauf doch noch erfolgreich

Das größte deutsche Immobilienunternehmen kann zum Aktienstart ein Kursplus verzeichnen

Eingeschränkte Instandhaltung könnte die Folge sein

BERLIN dpa/taz | Erfolgreicher Börsengang für die Wohnungsgesellschaft Deutsche Annington: Zum Handelsstart am Donnerstag gab es ein Kursplus für die neu gehandelte Aktie. Die Erstnotiz an der Börse in Frankfurt und auf Xetra wurde bei 17,10 Euro festgestellt. Die Aktien waren zu 16,50 Euro ausgeben worden. Im weiteren Xetra-Handelsverlauf am Vormittag stieg das Papier auf 17,30 Euro.

„Ich bin super zufrieden“, sagte Vorstandschef Rolf Buch, nachdem er die Glocke auf dem Börsenparkett geläutet hatte. Das Unternehmen habe in den vergangenen Tagen eine „Achterbahnfahrt“ erlebt. Jetzt sei man trotz der Hindernisse endlich am Ziel. Der Deutschen Annington fließen aus dem Börsengang rund 400 Millionen Euro zu, die direkt in den Schuldenabbau gehen sollen.

Kritiker fürchten, dass mit dem Börsengang die Gewinnerwartungen an das Unternehmen weiter steigen werden – und dass sich das auch auf die Mieter auswirken wird. Der deutsche Mieterbund sieht die Gefahr, dass zu hohe Gewinnerwartungen letztendlich zulasten der Mieter gehen könnten. Die Möglichkeiten für Finanzinvestoren, Geld aus Immobilienhandel zu ziehen, sind begrenzt. Neben der Erhöhung der Mieten liegt eine große Gewinnmarge in der Reduzierung von Investitionen in die Immobilien. Eingeschränkte Instandhaltungsmaßnahmen könnten die Folge sein.

Doch der Börsengang bietet laut des deutschen Mieterbundes auch Chancen: „Die Annington hat angekündigt, nun mehr Geld in die Hand zu nehmen um den Investitionsstau in ihren Gebäuden aufzulösen und notwendige Modernisierungen durchzuführen“, sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund. Es bleibe abzuwarten, ob diese Versprechen auch umgesetzt würden. Der Zugewinn an weiteren Finanzinvestoren könne auch positiv gewertet werden: Statt nur eines Finanzinvestors, bisher die Private-Equity-Gesellschaft Terra Firma mit Sitz in London, würde die Unternehmensausrichtung nun von verschiedenen Parteien beeinflusst. „Der Druck durch einen Finanzinvestor ist prinzipiell höher als wenn es sich um eine Vielzahl von Investoren handelt“, so Ropertz.

Ursprünglich hatte Annington schon vor einer Woche an die Börse gehen wollen. Doch es fanden sich nicht genügend Anleger, die zu einem Preis zwischen 18 und 21 Euro Aktien zeichneten. Daraufhin sagte das Unternehmen den Schritt aufs Parkett in letzter Minute ab. In dieser Woche zog die Gesellschaft den Börsengang mit einem verminderten Preis im Hauruck-Verfahren und in deutlich geringerem Umfang doch noch durch. Anders als geplant boten die Investmentbanken die Anteilsscheine nur großen Investoren an. JULA