Gewerbe in Verruf

NRW-Landeskriminalamt vernimmt Heros-Chef. Der Betrugsskandal ist nicht der Einzige in der Branche

DÜSSELDORF dpa ■ Im Betrugsskandal beim größten deutschen Geldtransport-Unternehmen Heros hat die Polizei mit der Vernehmung des verhafteten Firmeninhabers begonnen. Die Befragung des 57-Jährigen werde noch mehrere Tage dauern, sagte gestern ein Sprecher der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft. Einzelheiten werde die Behörde aus rechtlichen Gründen nicht mitteilen. Die Vernehmung erfolgt durch Beamte des NRW-Landeskriminalamts.

Der Anwalt des Heros-Chefs hatte am Mittwoch ein Geständnis seines Mandanten angekündigt: „Er wird den Sachverhalt aufklären. Er übernimmt dafür die Verantwortung“. Der Firmenchef und drei seiner Mitarbeiter sitzen in Untersuchungshaft. Sie sollen rund 300 Millionen Euro Kundengelder unterschlagen haben. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte die Unternehmensgruppe mit europaweit 5.000 Arbeitsplätzen Insolvenz angemeldet.

Vorgänge wie bei Heros sollen sich in der Branche bereits häufiger abgespielt haben. Das Nachrichtenmagazin Focus berichtet von sechs Fällen bei mittelständischen Wertdienst-Gesellschaften in den vergangenen zehn Jahren. So werde seit Mitte 2005 in Dortmund gegen einen damals 27 Jahre alten Geschäftsführer eines inzwischen insolventen Sicherheitsunternehmens wegen Unterschlagung ermittelt. Er soll anvertraute Gelder in der Größenordnung von elf Millionen Euro abgezweigt und in die eigene Firma gesteckt haben. „Es war ein System, wo ein Loch mit dem nächsten gestopft wurde“, sagte gestern der Dortmunder Oberstaatsanwalt Heiko Oltmanns.

Die Untersuchungen in diesem Fall dauern noch an. Die Ermittler waren dem Unternehmer nach Hinweisen der Steuerfahndung auf die Schliche gekommen.