Bewerbung ohne Chance

Bewerbungsratgeber nach dem Motto „So bekommen Sie den Job“ gibt es wie Sand am Meer. Doch was ist, wenn man sich nur bewirbt, um sein tägliches Pensum für die Arbeitsagentur zu erfüllen? Kein Problem, denn die Bewerbungshelfer liefern auch Tipps, wie man nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird.

Wichtig ist der äußere Eindruck: „Flecken, Eselsohren, zerknittertes Papier“ sind für die Stars der Branche Jürgen Hesse und Hans Christian Schrader der Anfang vom Ende, für unsere Zwecke also genau richtig. Angenehmer Nebeneffekt: Das Mehrfachverschicken von Unterlagen spart Kopierkosten. Gezielt eingesetzte Kaffeeflecken verstärken den Eindruck, hier sei ein Chaot am Werk. Personalmanager kann man aber auch mit anderen Methoden gegen sich einnehmen, schreiben Hesse und Schrader: „Alle Unterlagen in eine einzige Hülle zwängen, aus der sie der Personalchef dann nur mühsam hervorzerren kann.“ Was alles in so ein Mäppchen hineinpasst, weiß der Bewerbungsberater Gerhard Winkler: „Anschreiben, Deckblatt, Inhaltsangabe, 4-Seiten-Lebenslauf, Persönliche Seite 3, ein Extrablatt Aufgaben & Projekte und 18 Seiten Nachweise. Letztere inklusive dem Schein über das betriebliche Praktikum in 09/1992.“ Um sicher zu gehen, dass der erste Eindruck ein wirklich mieser ist, sollte man an Hesses und Schraders Mahnung zum Thema „Bewerbungsfoto“ denken: „Beachten Sie, dass Sie mit dem Foto Sympathie wecken können – vorausgesetzt, es ist ein qualitativ gutes, auf dem Sie offen und freundlich wirken.“ Wer es nicht schafft, anders als offen und freundlich zu wirken, schicke besser gar kein Bild oder ein selbst gemaltes Porträt.

Es geht auch etwas subtiler: Rechtschreibfehler und ein falsch geschriebener Name des Adressaten. Auch gut: Eine Frau als „Sehr geehrten Herrn“ anreden und umgekehrt. Oder man beherzigt den Rat von Winkler: „Der Kandidat hat unbesehen ein älteres Anschreiben weitergeleitet. Im Satz über die Bewerbungsmotivation steckt noch der Name einer Konkurrenzfirma.“ Wer sein Anschreiben mit „Hiermit bewerbe ich mich“ beginnt, hat den Ratgebern zufolge ebenfalls verloren, keinen guten Eindruck hinterlassen nicht oder mit Kugelschreiber unterschriebene Briefe.

Der Platz zwischen Anrede (ein munteres „Hi folks“) und der mit rosa Filzschrift gekrakelten Unterschrift (unbedingt mit Spitznamen: Martin „Ouzo“ Mustermann) bietet alle Möglichkeiten, sich kreativ auszutoben. Persönliche Defizite wie Jähzorn oder Arroganz sollten je nach Tätigkeit nicht unerwähnt bleiben. Winkler rät außerdem ab von folgender Formulierung: „Meine hohe Einsatzbereitschaft verbunden mit Organisationsvermögen, Ausdauer und Kreativität ermöglichen es mir, Aufgaben diverser Art gewissenhaft zu erfüllen.“ Und: „Überzeugen Sie sich und gewinnen Sie einen Sympathieträger mit Know-how.“ Sollte das Unternehmen nach dieser Bewerbung glauben, genau die richtige Kandidatin für den McJob gefunden zu haben – keine Angst. Es bleibt noch die Möglichkeit, sich im Vorstellungsgespräch daneben zu benehmen. eib

Mehr Infos: G. Winklers Homepage www.jova-nova.com; www.berufsstrategie.de (Hesse/Schrader)