Wenn der Muezzin ruft

taz salon: Wie sichtbar darf der Islam sein?

Muslimische Gemeinden wollen ihre Religion nicht nur in Hinterhofmoscheen praktizieren, sondern in Gebäuden, die im öffentlichen Raum sichtbar sind. Solche Projekte konnten in manchen Fällen ohne großes Aufhebens verwirklicht werden, an anderen entspannen sich erbitterte Debatten. Während in Rendsburg täglich der Muezzin vom Minarett einer repräsentativen neuen Moschee rufen darf, führte der Plan, in Köln eine große Moschee zu bauen zu einem bundesweit beachteten Streit.

Die Centrum-Moschee in St. Georg wiederum konterte die Ablehnung eines Neubaus mit hohem Minarett mit einem Kunstwerk: Der Künstler Boran Burchhardt verzierte die Stahlminarette des Baus mit einer Art Fußballmuster und dokumentierte den Kommunikationsprozess, der dabei entstand.

Bei all dem ist klar: Der Bau von (sichtbaren) Moscheen wird hierzulande nicht als Selbstverständlichkeit empfunden. Zumal nicht klar ist, wie Minarette über den Dächern deutscher Städte zu interpretieren sind. Eine „islamkritische“ Fraktion würde sagen, als Landnahme. Die Publizistin Necla Kelec vertritt zum Beispiel die These, der Bau von Moscheen sei keine Frage der Glaubensfreiheit sondern eine politische. Sie beherbergten die Keimzellen einer Gegengesellschaft, die die westlich-liberale Gesellschaft ablösen wolle. Andere warnen davor, den über viele Erdteile und Gesellschaften verbreiteten Islam als einheitliches Phänomen zu betrachten und damit eine unbegründete Angst zu schüren.

Heute Abend diskutieren Mustafa Yoldas vom Rat der Islamischen Gemeinden und Detlef Görrig, Referent der Nordelbischen Kirche für christlich-muslimischen Dialog mit den Islamwissenschaftlern Michael Kiefer aus Düsseldorf und Achim Rohde aus Braunschweig. KNÖ

20 Uhr, Kulturhaus 73