Vogelgrippe auch in Westafrika festgestellt

Mit internationaler Hilfe wollen zwölf westafrikanische Staaten nun ihren Kampf gegen die Seuche abstimmen

COTONOU/LAGOS taz ■ „Wir haben die Grenzen für alle Geflügelprodukte aus Nigeria dichtgemacht“, sagt der Sprecher des beninischen Agrarministeriums. Didier Madafimé und seine Kollegen fahren dieser Tage ununterbrochen die 750 Kilometer lange Grenze zwischen Benin und dem Riesennachbarn Nigeria ab. „Es geht darum, die Bevölkerung aufzuklären, dass diese Tierseuche eine ernste wirtschaftliche Gefahr darstellt. Und dass sie nicht glauben sollen, dass es geschenkt ist, wenn sie nun Hühner für rund die Hälfte kaufen können“, sagt Madafimé.

Denn seit am 8. Februar die Vogelgrippe offiziell in Nigeria festgestellt wurde, versuchen nigerianische Geflügelhalter und Geschäftemacher, ihre Tiere in die Nachbarländer zu schaffen: Benin und Niger. Nigerias Regierung hatte nämlich verkündet, alle verdächtigen Vögel müssten getötet werden, und eine Entschädigung von lediglich zwei US-Dollar pro Vogel angesetzt. Für viele Geflügelzüchter hätte das den Ruin bedeutet. In weiten Teilen Westafrikas ist Geflügel die wichtigste Fleischquelle der Bevölkerung und auch für die Züchter die wichtigste Einnahmequelle.

Der Schmuggel sei jetzt deutlich zurückgegangen, behauptet der Beamte des beninischen Agrarministeriums. Tausende nigerianische Eier seien demonstrativ zerstört worden. Doch am wichtigsten Grenzübergang zwischen Benin und Nigeria, genannt „Seme/Krake-Plage“, sucht man auf beninischer Seite vergebens jemand, der sich für die Vogelgrippe zuständig fühlt. Auf der nigerianischen Seite haben die Beamten der Pflanzenschutzbehörde ihre Veterinärkollegen gar seit einigen Tagen überhaupt nicht gesehen. Vielleicht auch kein Wunder. Geflügelhändler bevorzugen sowieso einen der vielen kleinen Grenzübergänge. Dort laufen Kontrollen nicht so streng, weil Händler und Grenzer sich kennen.

Nigeria selbst versuchte zunächst, der Seuche mit Notschlachtungen zu begegnen. Doch inzwischen wird die Vogelgrippe in immer mehr Bundesstaaten Nigerias gemeldet. Die Massenschlachtung habe nicht funktioniert, bilanziert nun die UN-Agrarorganisation FAO. Damit sich die Vogelgrippe nicht auf ganz Westafrika ausbreitet, will die FAO nun flächendeckend Geflügelbestände impfen. Das ist ein finanzieller Aufwand: Eine Impfung soll zwischen 5 und 20 US-Cent kosten. Es ist auch ein logistisches Problem. Westafrikas Geflügelzucht findet vor allem in privaten Hinterhöfen statt.

Am Donnerstag einigten sich zwölf westafrikanische Staaten, ihre Anstrengungen gegen die Seuche abzustimmen. In einem regionalen Fonds soll Geld zur Finanzierung einer kommenden Massenimpfung gesammelt werden. In Benins Wirtschaftsmetropole Cotonou kamen gestern internationale Geber mit den beninischen Behörden zusammen. Von der deutschen „Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit“ (GTZ) heißt es, dass die deutsche Bundesregierung die Bemühungen Benins nicht bilateral und direkt unterstützen wird, sondern nur über die UN-Strukturen.

HAKEEM JIMO