: Überheblich und diskriminierend
Betr.: „Die gutwilligen Brüder und Schwestern“, taz Bremen vom 17.02.2006
Die Autorin beobachtet „Gutwillige“ – belächelnd, bemitleidend – diskriminierend! Sagt, dass diese Gutbetuchten und Festbeschuhten für die schwierigeren Fragen keine Zeit haben. (…) Anders als im taz-Hauptteil, wo KollegInnen zu dem Thema immer gut berichten, analysieren, diskutieren, beschreibt sie Ambiente. Das ist voll daneben. Denkt sie, dass Erwerbslose in zerschlissenen Jacken und ausgelatschten Schuhen kommen müssen, damit sie diese an dem Abend erkennen kann? Welches Vorurteil gibt sie da wieder! (…) Es ist ärgerlich, dass sich die Autorin über eine Veranstaltung mokiert, auf der (…) „BürgerInnen“ interessiert über eine solidarische Zukunft nachdenken wollen. In der sie einen Mann hören, der (…) die Realitäten anders beschreibt als aus der Sicht der Gewinner und ihrer Denkfabriken. Der sagt, wie es anders gehen müsste und könnte, damit die sozialen Ausgrenzungen und Spaltungen überwunden werden. (…) Wir brauchen die taz Bremen als kritische Presse, die berichtet, wo Menschen Wege aus zerstörerischen Entwicklungen suchen und sich bewegen (…)! JÜRGEN SEIPPEL, Bremen
Betr.: dito
(…) Der journalistische Missgriff der taz ist besonders ärgerlich, weil die Veranstaltung (…) Alternativen für eine zukunftsorientierte Wirtschafts- und Sozialpolitik formulierte. Dass aus unerfüllten Wünschen und Lebenserwartungen Wertschöpfungsprozesse gemacht werden können, die das benötigte Geld in die Staats- und Sozialkassen bringen, dass die Sozialsysteme als Bürgerversicherung, zu der alle Bürger beitragen und alle Einkommensarten Beiträge liefern, überhaupt nicht am Ende sind, sondern ihre Aufgaben so erfüllen können, dass niemand mit seinem individualisierten Elend auf der Strecke bleibt, und dass, wer Familiengerechtigkeit will, Männerpolitik betreiben muss, all dies war zu lernen am denkwürdigen Abend im mit über 90 Teilnehmenden gut gefüllten KITO. Nach meiner Wahrnehmung haben die meisten von ihnen den Veranstaltungsraum angeregt und sehr zufrieden verlassen. Nur offensichtlich die taz-Journalistin nicht (…).
HANS-GERHARD KLATT, Bremen
Betr.: dito
Der Artikel ist dümmlich und überheblich, weil die Schreiberin offensichtlich nicht bereit war, den Ausführungen von Prof. Hengsbach zu folgen (…) – entweder weil sie den Vortrag nicht verstanden hat, oder aber (…) weil sie während der Veranstaltung damit beschäftigt war, die Kleidung der ZuhörerInnen (…) zu beobachten, um dann (…) ihre Wahrnehmung als Ressentiment den Menschen gegenüber auszulassen. (…) Sie hätte es lieber gesehen, wenn die Arbeitslosen – und es waren viele – in billiger und dünner Kleidung, sozusagen als Demonstrationsobjekte von Armut und Arbeitslosigkeit, in die Öffentlichkeit gegangen wären. (…) Dass viele Arbeitslose an ihrem Äußeren nicht erkannt werden wollen und sollen, hat etwas mit der Selbstachtung (…), mit dem Respekt vor ihnen und der Solidarität der „Gutwilligen“ mit ihnen zu tun; diese Solidarität war unter anderem Thema des Abends (…). DETLEF MARZI, Bremen
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