Klagen gegen Mursi

ÄGYPTEN Ermittler verhören den Expräsidenten und einige Muslimbrüder

KAIRO afp | Anderthalb Wochen nach seiner Absetzung droht Ägyptens früherem Staatschef Mohammed Mursi auch eine strafrechtliche Verfolgung. Ägyptische Ermittler begannen nach Angaben aus Justizkreisen am Sonntag damit, den islamistischen Expräsidenten und Mitglieder der Muslimbruderschaft zu einem Gefängnisausbruch im Jahr 2011 zu verhören.

Bei den Verhören an einem geheimen Ort ging nach Angaben aus Justizkreisen um den Massenausbruch aus dem Wadi-Natrun-Gefängnis im Januar 2011. Mursi und mehrere Funktionäre der Muslimbrüder sollen während des Aufstands gegen den damaligen Präsidenten Husni Mubarak aus der Haftanstalt geflohen sein. Die Ermittler wollen herausfinden, ob ausländische Gruppen wie die Hamas und die Hisbollah in den Ausbruch verwickelt waren.

Der ägyptische Generalstaatsanwalt prüft nach Angaben aus Justizkreisen vom Samstag zudem mehrere Klagen von Privatpersonen gegen Mursi und Mitglieder der Muslimbruderschaft. Dabei geht es um Spionage, Aufruf zum Mord an Demonstranten und wirtschaftliches Missmanagement. Generalstaatsanwalt Abdel Meguid Mahmud war im November von Mursi abgesetzt worden. Einen Tag vor Mursis Sturz am 3. Juli wurde er per Gerichtsentscheid wieder eingesetzt. Übergangsregierungschef Hasem al-Biblaui kündigte an, bis Dienstag oder Mittwoch eine 30-köpfige Regierungsmannschaft zu bilden.

Im Ausland stößt der Umgang der neuen ägyptischen Führung mit Mursi auf Kritik. Die USA forderten nach einer ähnlichen Äußerung der Bundesregierung Mursis Freilassung. US-Außenamtssprecherin Jennifer Psaki bekräftigte am Freitag die „Sorge über diese Festnahmen, diese politisch motivierten willkürlichen Festnahmen von Mitgliedern der Muslimbruderschaft“.