Junger Mann in Hamburger Abschiebehaft bringt sich um

ASYL Ein Georgier sucht in Hamburg Asyl und kommt dafür in Abschiebehaft. Dort begeht David M. Selbstmord. Der Innensenator sieht keinerlei Fehlverhalten seiner Behörden

HAMBURG taz | Der 25-jährige David M. ist tot. Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) bedauerte das zutiefst. Ein Fehlverhalten seiner Behörde kann er jedoch nicht erkennen.

David M. kam aus Tiflis in Georgien nach Deutschland und sollte nach Polen abgeschoben werden, weil er dort bereits Asyl beantragt hatte. Am 9. Februar wurde er auf Beschluss des Amtsgerichts Hamburg in Abschiebehaft in die Jugendhaftanstalt Hahnhöfersand genommen. David M. hatte gegenüber den deutschen Behörden sein Alter mit 17 Jahren angegeben. Die georgische Botschaft erklärte dagegen gestern gegenüber der taz, M. sei tatsächlich im Jahr 1984 geboren. M. verweigerte in der Haft die Nahrungsaufnahme.

Am 25. Februar wurde er in das Zentralkrankenhaus der Untersuchungshaftanstalt verlegt. Er bekam Gelegenheit zu Gesprächen, unter anderem mit einem Arzt und Psychologen. Am 6. März soll er nach Angaben der Behörden wieder zu essen begonnen haben. Am letzten Sonntag, dem 7. März, erhängte er sich in seiner Krankenzelle.

Der Hamburger Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) erklärte am Dienstag, bei Minderjährigen künftig auf Abschiebehaft verzichten zu wollen. Ausnahme sei, wenn die Jugendlichen straffällig geworden seien. Dass der Tote offenbar bereits volljährig war, wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht.

Etwa 450 Menschen demonstrierten laut Polizei am Dienstagabend anlässlich des Tods in der Abschiebehaft. Die Hamburger SPD-Fraktion verlangte rückhaltlose Aufklärung der Umstände des Tods von David M.

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