Boom bei Riesterverträgen flaut ab

ALTERSVORSORGE 27.000 Personen weniger als noch 2012 entschieden sich bis Ende März für eine staatlich geförderte private Altersrente. Verbraucherschützer fordern mehr Transparenz bei den Kosten

BERLIN taz | Riestern verliert an Attraktivität. Wie eine Aufstellung des Bundesarbeitsministeriums (BMAS) zeigt, sank die Zahl der abgeschlossenen Verträge für diese Form privater Altersvorsorge im ersten Quartal 2013 um 27.000. Gab es 2012 noch 15,679 Millionen Verträge, waren es Ende März 2013 15,652 Millionen. Damit sinkt zum ersten Mal der Zuspruch zu diesem staatlich geförderten Produkt, das Rot-Grün 2002 im Zuge der Kürzungen in der gesetzlichen Rentenkasse einführte. Schätzungen gehen davon aus, dass insgesamt zwischen 37 und 42 Millionen Personen Anspruch auf eine Riesterförderung hätten.

Riesterprodukte sind wegen schwer durchschaubarer Versicherungsbedingungen und zum Teil niedriger Erträge in der Kritik. So kam das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) 2011 zu dem Schluss: „Für viele Riestersparer ist die Rendite nicht höher, als wenn sie ihr Gespartes in einen Sparstrumpf gesteckt hätten.“ Seither hat sich daran nicht viel geändert, im Gegenteil: Niedrige Zinsen an den Finanzmärkten schmälern die Erträge für Versicherungen und damit ihre Kunden.

Dazu gesellt sich ein weiteres Problem: Fast 20 Prozent der Riestersparer lassen ihre Verträge laut einer Schätzung des BMAS derzeit ruhen. Sie zahlen nichts ein – und erhalten so auch keine staatliche Förderung von maximal 154 Euro im Jahr pro Person. Es dürfte sich dabei meist um Personen mit schmalem Einkommen handeln – wenn diese überhaupt Riestern. Von rund 4,2 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die monatlich weniger als 1.500 Euro Brutto verdienen, haben 1,8 Millionen weder eine Riesterrente noch eine betriebliche Altersvorsorge.

Versicherungsexperte Theo Pischke von der Zeitschrift Finanztest würde deswegen jedoch nicht pauschal vom Riestern abraten. „Längst nicht alle Produkte sind gut. Aber es gibt wenig andere empfehlenswerte Möglichkeiten, privat vorzusorgen.“ Vor allem bei transparenten Angaben über die Kosten hapere es, sagt Pischke. Finanztest fordert deswegen unter anderem eine „Gesamtkostenquote“. Sie soll zeigen, wie viel von den eingezahlten Beiträgen als Kosten an die Versicherer fließen.

So weit wollte die Bundesregierung bisher nicht gehen. Seit diesem Jahr jedoch besteht die Pflicht für Versicherungen, möglichen Neukunden ein verständliches und übersichtliches Informationsblatt vorzulegen.

EVA VÖLPEL

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