Nord-SPD kritisiert Schul-Rückschritt

BILDUNG Schleswig-Holstein will den Gemeinschaftsschulen wieder erlauben, Haupt- und Realschüler zu trennen, und an Gymnasien das Abitur nach 13 Jahren optional anbieten. Alles falsch, findet die SPD

„Es macht eigentlich nichts aus, Inhalte zu reduzieren“

Henning Höppner (SPD)

Welchen Schulabschluss ein Kind mal erreichen kann, wird an den neuen Gemeinschaftsschulen erst spät entschieden. Das lange gemeinsame Lernen, von der 5. bis zur 10. Klasse, war ein Hauptziel der letzten schleswig-holsteinischen Schulreform. Der Referentenentwurf, den die Landesregierung zum Schulgesetz vorgelegt hat, steuert nun wieder zurück zu „abschlussbezogenen Klassenverbänden“ – und damit zur „Bildungsungerechtigkeit“, befand am Mittwoch zumindest der bildungspolitische Sprecher der oppositionellen SPD, Henning Höppner.

Dem Entwurf zufolge könnte die Schulleitung einer Gemeinschaftsschule künftig wählen, ob sie Klassen nach Leistungen differenziert. Das käme den Lehrern entgegen, die sich nach ihren Realschulklassen zurück sehnten, sagte Höppner. Dabei sei „das pädagogische Konzept“, so der Sozialdemokrat, „ein Genehmigungsbestandteil für diese Schulen“ gewesen. Womit er auch an das Erinnerungsvermögen der ehemaligen Koalitionspartnerin appellierte: „Zeit und Ruhe“ habe die CDU den umstrukturierten Schulen versprochen.

An den Regionalschulen, die in Schleswig-Holstein noch Haupt- und Realschüler trennen, soll zudem der Zeitpunkt dieser Trennung wieder vorgezogen werden: Schreibt das aktuelle Schulgesetz eine Wahl des Bildungswegs ab der 7. Klasse vor, ist im Referentenentwurf von einer Differenzierung auch schon früher die Rede.

Wie das Schulgesetz von 2007 möchte Höppner auch das G 8-Abitur nach 12 Schuljahren bewahren. Der jüngste Entwurf dagegen sieht hierzu eine sogenannte Y-Lösung vor, die am Gymnasium wieder 9 Schuljahre ermöglichen soll. Hintertürchen wäre ein zusätzliches Schuljahr vor der Oberstufe. Dieser Parallelweg mündete dann wieder in einer gemeinsamen Oberstufe. Auch dabei soll die jeweilige Schulleitung entscheiden.

Dieser Doppelweg sei zu teuer und bringe Probleme mit sich, sagte Höppner. So würden Schüler, die umziehen, den Anschluss verlieren: „G 8“ habe sich bundesweit durchgesetzt. Seine Lösung für überforderte Turbo-Abiturienten: „Ich frage Schüler immer: Sind die punischen Kriege noch wichtig?“ Die Schule solle Kompetenzen und vorwissenschaftliches Arbeiten vermitteln, so Höppner: „Es macht eigentlich nichts aus, Inhalte zu reduzieren.“ KRISTIANA LUDWIG