LESERINNENBRIEFE
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Barbarische Stadtmobilität

■ betr.: „Gefährlicher Helm“, taz vom 16. 7. 13

Dank an Michael Cramer für die einleuchtende Aufklärung, dass die Helmpflicht das Fahrradfahren nicht sicherer, sondern gefährlicher macht, was mir nicht bewusst war. Der Statistik, dass 90 Prozent aller Stadtautofahrten unter sechs Kilometer sind, ist hinzuzufügen, dass 40 Prozent aller Stadtautofahrten unter drei Kilometer sind. Im Grunde lässt sich dies zu Fuß, Fahrrad oder Straßenbahn bewältigen. Bis dahin vergehen aber noch mindestens 50 Jahre. Dann aber werden die Menschen in den 2070er-Jahren über unsere heutige barbarische Stadtmobilität nur noch entsetzt den Kopf schütteln.

ARTUR BORST, Tübingen

Löhne stagnieren

■ betr.: „Boom bei Riesterrente flaut ab“, taz vom 16. 7. 13

Schön, dass die Menschen auf den Betrug mit den Riesterrenten nicht mehr reinfallen. Das Ganze diente nur dazu, die Arbeitgeber, wie bei der Krankenversicherung, zu entlasten, auf Kosten derer deren Löhne seit Jahren stagnieren, die aber immer mehr zahlen sollen, damit es den Vermögenden und den Großkonzernen immer besser geht. MARKUS MEISTER, Kassel

Kein Anrecht auf Auskünfte

■ betr.: „Guten Tag, was planen Sie heute?“, taz.de vom 15. 7. 13

Bei solchen „freundlichen Nachfragen“ seitens der Staatsdiener gilt nach wie vor, auf seinen Grundrechten zu beharren – und dazu gehört es auch, dass die Polizei keinerlei Anrecht auf Auskünfte seitens der Bürger hat. Freundlich, aber bestimmt sagen „Das geht Sie gar nichts an“ und sofort an die Öffentlichkeit mit der Spitzelei und der Beschattung von Menschen, die nichts anderes gemacht haben, als sich zu Recht zu empören. RAINBOW DASH, taz.de

Hohle Freiheitsstatue

■ betr.: „Guten Tag, was planen Sie heute?“, taz.de vom 15. 7. 13

Vorbildlich, das kenne ich aus Aktivitäten bei Messen. Es ist immer wichtig, den Kunden oder Interessenten am eigenen Stand zu beschäftigen, denn dann können sie nicht zur Konkurrenz gehen. So auch hier. Sie sind mit Unschuldigen beschäftigt und können keine anderen Unschuldigen belästigen! Das heißt, auf diese Weise sind sie voll beschäftigt und wir Unschuldige, souveräne Bürger dieser Republik (res publika) schaffen zusätzlich Arbeitsplätze. Das tue ich auch für Menschen, die an der Haustür klingeln und fragen, ob ich etwas Zeit für sie hätte, ihnen zuzuhören. Aber gern, weil sie, nach drei Stunden, mir immer noch, inzwischen etwas stinkig, eine Zeitschrift zu verkaufen suchen. Ich sage dann, sie hätten es gleich mit der Wahrheit versuchen sollen! Dann hätte ich ihnen sofort gesagt, dass ich keine Zeitschrift kaufen werde!

Wenn die Beobachtung aller Bürger ohne Grund, die „Staatsräson“ in der Deutschen Demokratischen Bundesrepublik sein sollte, dann können die Bürger doch nur positiv mitwirken? Es funktioniert, weil wir alle grundsätzlich verdächtig sind und in der Regel unschuldig (Ausnahme die Steuerhinterzieher).

Gestern am 14. Juli war der Jahrestag des Sturms auf die Bastille, Paris. Das war die Abschaffung des Absolutismus und die Erfindung der Menschenrechte (Declaration des Droits d’Humaine 1789). Die Franzosen haben den Amerikanern als Verpflichtung zur Freiheit die Freiheitsstatue (Liberty, für heimliche Mithörer) geschenkt. Jetzt müssen wir wohl feststellen, dass sie hohl ist. Das ist der Beginn des Endes des US Imperialismus? Hony soit qui mal y pense!

PETER MEISEL, taz.de

8,50 Euro reichen nicht

■ betr.: „Der taz-Wahlcheck (2): Mindestens Mindestlohn“, taz.de vom 14. 7. 13

Fairerweise könnte Frau Dribbusch darauf hinweisen, dass 8,50 Euro Mindestlohn schon seit Jahren Realität sein könnte, wenn SPD und Grüne den entsprechenden Antrag der Linken im Bundestag zugestimmt hätten, statt sich zu verweigern! Dass die 8,50 Euro mittlerweile bei weitem nicht zum Leben ausreichen, hat die Linke (im Gegensatz zu SPD und Grünen) schon länger realisiert und in eine klare Forderung gepackt – sie bietet damit nicht einfach mal nur ein bisschen mehr, wie uns Frau Dribbusch weismachen will. Aber anscheinend sollen die SPD und die Grünen in Wahlkampfzeiten mal wieder zu sozialen Parteien umgemodelt werden, soziale Politik, die nach der Wahl flugs wieder ad acta gelegt wird. Vergessen wird dabei die von beiden immer noch schöngeredete und zu verantwortende unsoziale Agenda-Politik – und von der taz auch. ALEX, taz.de

Immer noch an der Armutsgrenze

■ betr.: „Mindestens Mindestlohn“, taz.de vom 14. 7. 13

8,50 Euro Mindestlohn ist immer noch an der Armutsgrenze. Das ist bei einem Single ein knapper Tausender. Für so einen Lohn habe ich vor 20 Jahren in meinen Schulsommerferien als 16-Jähriger aufm Bau als Hilfskraft gearbeitet. Und damals hatte ich wesentlich mehr vom Geld als heute. Schon fantastisch, wie sehr die Löhne in den letzten 20 Jahren gestiegen sind. Aber unsere Politiker, egal welche, würden so was wie diesen „Mindestlohn“ als absoluten Durchbruch und Meilenstein in der Arbeitspolitik feiern. ATHEISM, taz.de