Arzt bestätigt Vorwürfe gegen Meyer-Werft

LEIHARBEIT Laut einem Mediziner lebten bis zu dreizehn Menschen in einem Raum im abgebrannten Haus

Keine Versicherung, keine Pässe: von hat der Arzt viele Male gehört

Der Papenburger Allgemeinmediziner Volker Eissing hat die bislang anonymen Vorwürfe gegen die Meyer-Werft und das Emder Subunternehmen SDS teils direkt, teils indirekt bestätigt. Der Mediziner, der am Wochenende nach einem verheerenden Feuer in einer Papenburger Leiharbeiterunterkunft als Feuerwehrarzt am Brandort war, berichtete der taz, die Arbeiter seien in der Unterkunft „zusammengepfercht gewesen“.

Allein im Wohnzimmer hätten „dreizehn Betten nebeneinander“ gestanden, hat Eissing beobachtet: „Hier werden Rahmenbedingungen geschaffen, die zu Alkoholismus und Aggressivität führen.“ Zwei rumänische Arbeiter hatten sich aus der Feuerbrunst nach unbestätigten Hinweisen deshalb nicht aus den Flammen retten können, weil sie zu betrunken waren.

Eissing betonte, dass er in seiner Praxis sehr oft Leiharbeiter aus Osteuropa behandele, die von verschiedenen Personaldienstleistern an größere Unternehmen verliehen würden. Diese seien „regelmäßig nicht krankenversichert“ und würden beteuern, dass sie ihre „Pässe beim Chef abgeben“ mussten. So könnten sie keine andere Arbeit annehmen und seien erpressbar.

Die rumänischen und bulgarischen Arbeiter würden zudem meist betonen, sie bekämen „nicht mehr als drei Euro“ Stundenlohn ausgezahlt. Das seien „keine Einzelfälle“, so Eissing: „Solche Schilderungen habe ich viele dutzend Mal gehört.“

Die Meyer-Werft und der mit ihr eng kooperierende Emder Personaldienstleister SDS hatten hingegen im Gespräch mit der taz betont, das abgebrannte Haus sei „keine Massenunterkunft“ gewesen, die dort lebenden bulgarischen und rumänischen Arbeiter seien allesamt versichert gewesen. Auch hätten sie ihre Pässe nicht abgeben müssen und zwischen acht und zehn Euro Stundenlohn bezahlt bekommen.  MAC